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Und weshalb die scharfe Bestrafung? Zumeist wegen einer belanglosen Unterlassung, eines minimalen Fehlers oder wegen einer der heimtückischen Meldungen, die von ihren Capos- also Mithäftlingen!- ausgingen, sobald sie nicht gehörig, geschmiert' worden waren.

Der Abendappell ging zu Ende. Die Blöcke rückten ab, das heißt: sie klommen in leidlicher Ordnung den Stufenweg zu den höhergelegenen Baracken hinauf, um dort das Essen einzunehmen, die einzige warme Kost am ganzen Tag.

Vor dem Block 10 ließ Daunderer seine Leute halten. Die viel dürftigeren Baracken enthielten nicht wie in Dachau je vier Abteilungen, sondern nur zwei, Flügel' A und B mit je einem Wohn- und Schlafraum. Die Häft­linge mußten nun dem Kommando zufolge vor dem Flügel antreten, zu dem sie gehörten, sodann in den Wohnraum eilen, ihre Kopfbedeckung in das Spind legen und Eẞnapf samt Löffel herausholen.

Denn um den Kontrast im Robusten gegenüber Dachau noch komplett zu machen, standen hier die schweren, blauen Thermoskessel im Freien und mußten auch im Freien geleert werden, so daß die Mannschaft bloßen Hauptes herantreten und mit gefülltem Napf ins Wohnzimmer zurücklaufen mußte, um sich drin Platz zum Essen in irgendeinem Winkel zu suchen... alles so umständlich, zeitraubend und demütigend wie mög­lich! Noch war ja das Wetter mild und sonnig, die Körper nicht von langer, schwerer Arbeit ermattet aber wie wird das später werden bei Frost und tiefer Müdigkeit, dachte Bert bekümmert, als er mit seinem Napf mit etwas Kartoffelbrei und Kraut, nebst einer Winzigkeit gesottenem Rindfleisch, in die Baracke zurück­schritt.

Hier drängten sich längst im Winkel des Raumes die Platz suchenden Häftlinge eng zusammen. Wären nicht Franzl und Leo gewesen, die mit Energie für Bert einen