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,, Mein Ratgeber in vielen Situationen" er schien schon einiges hinter sich zu haben ,, ist ein ganz anderer, nämlich: Till Eulenspiegel ! Nur er rät uns richtig: ernsten Sinnes sein, wenn alles glückt, denn es kann sich im Fluge wenden... leichten Sinnes sein, wenn's übel geht, denn die Wendung zum Guten muß über kurz oder lang kommen stimmt das nicht?"

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Dem Bibelforscher gefiel der Wechsel auf den Schalks­narren gar nicht. Der junge Mann dagegen verteidigte ihn. ,, Alles sehr schön, mit eurer Bibel", wandte er ein, ,, aber für mein Dafürhalten hat das Christentum uns solange gelehrt, mit einem Auge immer zum Himmel aufzuschauen, bis wir regulär einäugig geworden sind für unseren Erdenwandel... da ist mir eben solch ein grobdrolliger Possenreißer lieber!"

Nun wollte sich der Bibelforscher kräftig in Harnisch werfen. Aber die Drei kamen nicht zur Fortsetzung ihres Gespräches, denn große Polizeiautos fuhren donnernd in den Hof des Gefängnisses ein; die Türen wurden aufge­sperrt und die Verladung der menschlichen Fracht ging vonstatten.

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Später saßen sie zusammengepfercht wie zum Markt gebrachtes Federvieh in den winzig kleinen Verschlägen des Gefangenen- Waggon und rollten mit Güterzügen, immerfort gepufft und durcheinander geschüttelt von den derben Stößen des Waggons beim Rangieren, ihrem Ziele zu, in eintönigster Langsamkeit, oft stundenlang auf Stationen stillstehend. Ein Fensterchen, dreimal vergittert und total verschmutzt, gab dem Käfig zur Not etwas Luft, aber keine Sicht.

Am nächsten Vormittage trafen sie endlich in Mün­ chen , Berts Heimatstadt, ein. Aber welche Erniedrigung war es für ihn, gerade diesen Hauptbahnhof, von dem er unzählige Male in froher Reisestimmung zum Bergsport oder zur Jagd abgefahren war, nun gefesselt in einem Trupp von Schwerverbrechern durchschreiten zu müssen, mitten durch das Gewimmel von Leuten hindurch, die sich wohl im stillen bekreuzigen mochten und denken: na, der sieht nach etwas Besserem aus, gewiß solch ein Gentleman­