lich Essen für den Kleinen und schmuggelten es unter allerlei Gefahren ins Lager. Die Strumpfstrickerei fertigte Pullover und Strümpfe für ihn, die Schneiderei Anzüge, die Schreinerei ein Bettchen und Spielzeug. Alle Werkstätten wetteiferten in der Versorgung unseres Zöglings. Und so gedieh unser Jaszu zusehends. Er lernte neben seiner polnischen Muttersprache überraschend schnell deutsch . Er konnte sich mit den tschechischen Kameraden unseres Kommandos verständigen. Als Spiel­kameraden hatte er einen großen Hund, der zum Kommando gehörte. Jaszu war der Liebling des ganzen Kommandos.

Es kamen die schönen Monate des Jahres heran. Da hielt es ihn nicht in seinem Versteck. Ab und zu entwischte er, lief in der Gärtnerei herum und ging auch in den Lagerstraßen spazieren. Das sollte ihm zum Verhängnis werden. Er fiel den SS. - Leuten auf. Sie stellten fest, daß es sich um einen ,, Judensprößling" handelte. Er war hellblond, wie ein urgermanisches Kind. Es wurde nachgeforscht, warum er nicht auf Kindertransport gekommen ist und eines Tages kam der Befehl, der Gefangene Nummer soundso ist auf die nächste Kindertransportliste zu setzen.

Jetzt war guter Rat teuer. Doch unser Kapo Willi, ein ehemaliger kommunistischer Funktionär und Bäcker im Stuttgarter Konsum wußte auch hier Rat. Er verständigte sich mit einem im Revier als Häftlings­arzt tätigen Genossen. Der gab dem Kleinen etwas ein, wodurch er hohes Fieber bekam. Der Kleine mußte ins Revier aufgenommen werden. Der zuständige junge SS. - Arzt mußte die Transportunfähigkeit des Kleinen bescheinigen. Er war vor diesem Transport gerettet. Mit seinem Aufenthalt in unserem Kommando war es aber zu Ende. Vom Revier wurde er nach seiner Genesung ins ,, kleine Lager" zu einem Blockältesten in Pflege gegeben. Im kleinen Lager befand sich auch sein Vater und übte dort irgend eine untergeordnete Funktion aus. Der Kleine war inzwischen auch so weit, daß er die Gefahr begriff, die ihm von der SS. drohte. Sowie ein SS.- Mann sich näherte, verschwand er. So überstand er das Jahr 1944 und die wenigen Monate von 1945, bis wir alle durch die Truppen der USA. - Armee befreit wurden. So wurde Jaszu, das Lagerkind, von den politischen Lagerfunktionären gerettet. Auch sein Vater überstand schlecht und recht die Zeit in Buchenwald . Was aber aus seiner Mutter geworden ist, haben wir nicht mehr in Erfahrung bringen können.

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