Wie es überhaupt zu diesem Fluchtversuch gekommen ist, kann ich mir bis heute nicht erklären.

Eine halbe Stunde vor seinem Tode hatte er sich durch Klingelzeichen bei dem wachhabenden Transportleiter gemeldet, und dann ist er nicht wiedergekehrt.

Michael Bogulow, ich habe dich verstanden, habe mit dir gefühlt. Diese Schüsse, die dich töteten, habe ich auch empfunden. Mein Schatten lag neben dir, neben deiner Leiche.

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Weiter rollte der Zug mit Zickzackkurs nach Westen.

Gegen Abend erreichten wir Luxemburg . Wir stiegen aus und wurden auf dem Bahnsteig von einem Polizeikordon in Empfang genommen. Man brachte uns ins Gefängnis, wo wir schliefen. Am nächsten Morgen ging die Fahrt weiter. Unser Transport war durch neue Gefangene verstärkt worden.

Ehe ich weiterschreibe, möchte ich von den Luxemburgern noch folgendes sagen: Als wir vom Bahnhof Luxemburg mit einem Gefangenentransport­auto ins Gefängnis gebracht wurden, standen sehr viele Menschen um den Wagen und nahmen jeden einzelnen von uns in Augenschein. Den Luxemburgern habe ich damals das als Neugierde ausgelegt, heute aber glaube ich, ihnen Unrecht getan zu haben, denn was mir in meiner späteren Zeit in den Konzentrationslagern an Luxemburger Häftlingen begegnete, überstieg prozentual alles, was dort von anderen Nationen vertreten war. Wie oft sagten wir unter einem Anflug von Galgenhumor: ,, Die Luxemburger haben für die Konzentrationslager die meisten Häft­linge gestellt, denn jeder zweite Luxemburger befindet sich im KL." Tatsächlich war es aber auch so, daß das kleine Luxemburg in dieser Hinsicht an der Spitze stand. Ich habe daher die Luxemburger ihrer Freiheitsliebe und ihres Bekennermutes wegen stets besonders geachtet und gedenke auch hier an dieser Stelle ihrer oft bewiesenen guten Kameradschaft.

Der Zug rollte über Metz , durch Lothringen und das schöne Elsaß, wo überall noch Gefangene aufgenommen wurden. Wiederholt gab es längeren für Aufenthalt, so daß wir erst nach zirka siebzehn Tagen unser Ziel manchen das Endziel seines Lebens erreichten.

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