Was der Mensch säet,

das wird er ernten,

denn

jede Tat trägt den Keim der Vergeltung in sich.

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Es ist Sonntag, Sonntagmorgen, ein strahlender Sommertag. Mein Weg

führt mich durch ein kleines Dorf mitten im Thüringer Land. Wenige Kirchgänger begegnen mir, sie bewegen sich müden Schrittes zur Kirche. In ihren Gesichtszügen liegt gleichmütige Stimmung. Kinder spielen auf der Dorfstraße. Die Sonne lacht und spiegelt ihr Gesicht in den blankgeputzten Scheiben freundlich daliegender Bauernhäuser, in deren Gärten die Rosen blühen.

Ich wandere weiter aus dem Dorfe hinaus in die fruchtbare Flur, an Kirschbäumen vorbei, deren köstliche Früchte aus dem dunklen Grün der Blätter hervorleuchten. Rundherum, soweit mein Auge blickt, fruchtbares Land. Der Wind spielt mit den Halmen wachsender Frucht, die Lerchen hoch oben trillern. Weiße Wolken segeln am blauen Himmel. In der Ferne verschwimmt die ansteigende Linie des Thüringer Waldes . Ein herrliches Bild der Natur!

Sonntagsstille liegt über dem weiten Raum, alles um mich ein Feiertag. Die Schöpfung atmet Frieden, und die Menschen in den Dörfern ringsum fangen zaghaft an zu glauben, daß nun auch für sie der Frieden gekommen ist. Langsamen Schrittes wandere ich weiter auf eine kleine Anhöhe. Ein Mann in mittleren Jahren kommt mir entgegen. Sein Gesicht ist gebräunt, sein Körper zeigt Spuren der Arbeit. Das ganze Äußere verrät den Bauern, einen von denen, die nie müde sein wollen. Als wir uns begegneten, grüßte er scheu mit einem ,, Guten Morgen!" Vor kurzem noch war sein Gruß wohl: Heil Hitler!" Ist es wirklich erst einige Wochen her, daß der Krieg über diese Gegend zog, daß die national­sozialistische deutsche Wehrmacht zurückflutete und nur hier und da den Amerikanern ernsteren Widerstand leistete?

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Ist es wirklich erst einige Wochen her, seitdem ich frei bin--? Freiheit, kostbarstes Gut des Menschen! Wer kann diesen Schatz ganz er­messen?

Einzig und allein, der sie völlig verloren hatte.

Frei sein, welch ein Glück, welche Wonne! Die Brust droht zu zerspringen in diesem unendlich beseeligenden Gefühl. Aufjubeln möchte man am liebsten und mit froher Stimme in den Himmel rufen:

Ich bin frei!

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So wandere ich, innerlich tief und freudig bewegt, der ganze Mensch völlig im Einklang mit diesem friedvollen Sonntagmorgen. Meine Ge­

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