Vertreter des Jüdischen Rates hatten alles Interesse daran, daß es langsam. ging. Am Ende wartete auf den einen die Front, auf den anderen das Konzentrationslager. Um den Dritten übers Ohr zu hauen, feilschten sie miteinander.
Sie warfen mit Zahlen um sich, und weil sie der Sache ein rechtes Gesicht geben woll- ten, hängten sie den Zahlen Eigenschaften an, die recht bedeutungsvoll schienen:»Es sind sieben dabei, die einen Jüdischen-Rat- Stempel haben. Und fünfzehn sind wehr- machtgesperrt. Und drei haben einen Hundertzwanzigtausender. In Wirklichkeit hieß das:»Müssen es heute 300 sein? 275 sind auch genug.«-»290.«— Vielleicht doch nur 280?«—»285. Aber das ist mein letztes Wort.« Und dabei blieb es. 285 gingen auf Transport.
Doch es waren gar keine Zahlen. Es waren Männer, Frauen und Kinder mit dunklen, großen, schwermütigen Augen, Pelzar- beiter und Bankiers, Lumpenverkäufer und Gelehrte, Diamantschleifer und Fabri- kanten. Es waren Menschen, die haßten, und Menschen, die liebten. Ja, Menschen,
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