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Sie benahmen sich nicht so, wie man es in ihrer Lage von ihnen hätte erwarten kön­nen. Da sie sich angesichts des Todes be­fanden, wäre etwas mehr Gemeinschafts­gefühl wohl am Platze gewesen.

Doch hatte Universitätsprofessor Dr. Salo­mon Waterdrager, der Autor des viel­benutzten Kommentars zum Strafgesetz­buch, sich niemals so weit über seine Mit­menschen erhaben gefühlt als an dem Abend, an dem er zusammen mit seiner Frau Henny und seiner Tochter Annabeth zur späten Stunde aus dem Schlaf geholt wurde, um nach Polen verschickt zu werden.

» Es muß ein Irrtum sein, meine Herren«, sagte er in einwandfreiem, wenn auch nicht akzentlosem Deutsch und schlug nervös mit seiner großen, wohlgeformten Hand auf das Blatt Papier , welches ihm vom Offizier der Grünen überreicht worden war und auf dem zu lesen stand, daß Salo­mon Waterdrager( Titel und Würden wa­ren weggelassen), am 20. Februar 1879 in

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