FERN UND EWIG LEUCHTET FRIEDEN
den gleichen Weg wie ich in meine württembergische Wahlheimat hat.
Und nun schlägt die Abschiedsstunde. Es gilt, von den treuen Freunden Abschied zu nehmen, die mit mir eine Gemeinschaft in Not und Tod gebildet hatten, stärker als Not und Tod.
Jedem drücke ich die Hand, manche Umarmung setzt es, manch südländischen Kuß auf eine bärtige Männer- wange, während die Augen vor Rührung feucht werden. Nun stehen wir zum letztenmal am Lagertor.
Tief ergriffen spreche ich innerlich unter der Erschüt- terung der Stunde ein kurzes Dankgebet für Gottes gnädige Führung, die uns dem Leben und der Freiheit zurückgibt.
Ein letzter Händedruck, ein Winken...
Dann gehen wir weiter, vorbei an dem offenen Massen- grab, an den Wachtürmen, wo die Posten mit den Maschinengewehren gestanden haben, an dem Hoch- spannungszaun, hinein in den leuchtenden Maitag, an dem die Lerchen im Himmelsblau jubilieren.
Schnell ausschreiten können wir nicht, mein Gefährte und ich; denn in der Sträflingskleidung und den schweren Holzschuhen marschiert es sich nicht leicht, obwohl das Gepäck, eine Decke, ein kleiner Mundvorrat, ein paar Zigaretten und ein bißchen Geld, wirklich nicht schwer ist.
Mittags machen wir am Waldrande kurze Rast. Aber kaum haben wir uns hingesetzt, als aus den neben-
326


