FERN UND EWIG LEUCHTET FRIEDEN

am Lager vorbeiführt, zeigen den zunehmenden Zusam- menbruch der Front an. Wir zählen die Tage. Wir zählen die Stunden. Wann endlich kommt die Befreiung?

Am 2. Mai setzt die Wasserzufuhr aus. Zu der Lebens- mittelnot tritt eine neue Drohung. Wie sollen diese Tau- sende von Menschen ihr Leben fristen, wenn das Wasser ausgeht? Abends bringt Horst die Nachricht, daß die SS abrückt. Wiener Feuerpolizei hat die Lagerbewachung übernommen.

Aber wir haben kaum Wasser. Wir schlagen die Feuer- schläuche an, in denen sich während der Nacht etwas Wasser sammelt, so können wir wenigstens kochen. Wir schleppen uns durch die Tage mit dem letzten Rest unseres Lebenswillens. Wir krallen uns an die Hoffnung, daß die Befreiungsstunde kommt, kommen muß. Alles ist wie ein wüster Traum. Am 4. Mai abends bringt Horst die Nachricht, daß die SS endgültig abgerückt ist.

Wir hören schwere Explosionen in unmittelbarer Nähe des Lagers. Ist es der Feind? Die Unsicherheit hat ihr höchstes Ausmaß erreicht. Aber jetzt wächst die Hoff- nung, wächst mit zunehmender Geschwindigkeit wild und unbeherrscht. Die Menschen sind halb bewußtlos vor Furcht, Verzweiflung, Hunger und Hoffnung. Man hört die ganze Nacht Schüsse knallen, Maschinengewehre schießen.

Es ist am frühen Mittag des 5. Mai, als eine hysterische Stimme gellend in die Küche schreit:Die Amerikaner kommen!

Wir lassen alles stehen und liegen und laufen, so gut wir

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