FERN UND EWIG LEUCHTET FRIEDEN

Minute mit dem Wasserschlauch gespült und ungeschält mit dem elektrischen Wolf zerkleinert. Zwei Packen zu zwanzig Kilo bulgarisches Trockengemüse kommen dazu. Sie sind von Mäusen und Ratten zerfressen. Der größte Teil ist verrottet und stinkt.

Zwei Kellen Pferdefleisch und viereinhalb Gramm Mar­garine, auf den Mensch gerechnet, folgen. Also ein­einviertel Kilo Fleisch und zweieinhalb Kilo Margarine für den ganzen dreihundert Liter fassenden Kessel. Das ist dann die Hauptmahlzeit für sechshundert erwachsene Menschen! Um halb 12 Uhr wird das Essen abgeholt. Die kleinen Portionen Kunsthonig und Wurst, die es noch im März gab, sind längst ausgefallen. Nach der Essensausgabe wird sofort der Bottich mit denselben Mengen noch einmal gefüllt und um halb 4 Uhr ist die zweite Essensausgabe. Das Brot ist so schimmlig, daß es ungenießbar ist. Es wird abends mit Wasser zu Brot­suppe aufgekocht, wo der Schimmel abgeschöpft werden

kann.-

Die Menschen sterben weiter. Das Krematorium hat keine Kohlen mehr. Die Furcht der Lagerleitung ver­mehrt das täglich vergrößerte Chaos. Horst berichtet täglich. Der Plan der Verlegung des Lagers scheint noch nicht aufgegeben. Der Feind rückt zu schnell vor! Mitte April werden sämtliche Lagerakten verbrannt, das Krematorium und die Gaskammern abmontiert. Die Verbrecher versuchen, ihre Spuren zu vernichten! Aber durch eine furchtbare Gesetzmäßigkeit kann der Lawine des Todes nicht Einhalt geboten werden. Die

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