FERN UND EWIG LEUCHTET FRIEDEN

bleiben auch. Die höheren Lagerführer sind dauernd betrunken, zerschlagen mit Flaschen ihre Führerbilder, aber sie bleiben auch. Den einen Tag sollen die Verhält­nisse im Lager wie 1940 wieder hergestellt werden, die Häftlinge Erleichterungen erhalten, aber es ist ein un­durchführbarer Befehl, der nur von der zunehmenden Angst der Lagerführung zeugt.

Am nächsten Tage sollen Feldstellungen gebaut werden, um das Lager militärisch zu verteidigen.

Aber nur ein paar kleine Gräben kommen zustande, und das Ergebnis ist eigentlich nur eine Anzahl erschossener und zu Tode geprügelter Häftlinge. Die Eisenbahn ver­sagt. Die Zuführung von Lebensmitteln ist unterbrochen. Täglich treffen neue Häftlingstransporte ein. Aber es gibt keine Lebensmittel für sie.

Im Lager nimmt der Hungerirrsinn zu. Die Fälle von Kannibalismus vermehren sich erschreckend. Es steht Todesstrafe darauf. Aber immer wieder werden Leichen abgeliefert, bei denen große Fleischstücke aus den Gliedern, manchmal sogar Herz und Leber fehlen. In den ersten Apriltagen befiehlt der Lagerkommandant, daß das Russenlager mit den Frauen keine Verpflegung mehr erhält. Die Verpflegungskatastrophe wächst ins Ungemessene. Die verzweifelten Menschen lecken an Kohlen, reißen das junge Gras ab und essen es. Zu Hun­derten suchen sie die Abfallhaufen ab, betteln den ganzen Tag vor den Küchenfenstern. Kartoffeln haben den begehrtesten Seltenheitswert, für welche Frauen sich anbieten, Männer gestohlenen Schmuck geben. Um

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