FERN UND EWIG LEUCHTET FRIEDEN

treten, bis er aufsteht und betäubt weitertaumelt. Wir sind nur noch etwas über hundert. Fünf von uns bleiben unterwegs liegen. Was mit ihnen geschieht, wissen wir nicht. Ein paarmal knallt eine Pistole. Erst zwei Kilo­meter vor dem Lager dürfen wir die Taumelnden stützen. Weiter geht es über kahles Feld den Berg hinauf. Ein hoher Stacheldrahtzaun wird sichtbar, unterbrochen von Holztürmchen, auf denen SS - Wachen in dicken Mänteln stehen, mit Maschinengewehren bewaffnet. Als wir näher kommen, leuchten ihre Scheinwerfer auf. Das grelle Licht schneidet messerscharf in die Augen. Ein riesiges Tor schließt sich hinter uns. Bis zum Hellwerden müssen wir noch fast sieben Stunden im Schnee stehen. Jede Denkfähigkeit ist ausgelöscht. Als der Morgen naht, wanken Arbeitskolonnen verhungerter Gestalten an uns vorbei. Auf einem großen, offenen Platz zwischen den Baracken findet ein Appell statt. Irgendein SS - Führer schreit gellende Befehle, schlägt mit einer Peitsche in die angetretenen Gefangenen.

Allmählich graut der Morgen über dem schmutzigen Barackenlager. Wir werden neben der Wache in einen großen Raum getrieben, wo unsere Personalien aufge­nommen werden. ,, Alle Sachen abgeben", heißt es. Uhren, Ringe, Geld türmen sich zu einem Haufen auf einem Tisch vor uns. Die SS und einige Gefangene mit grünen Winkeln auf der Brust wühlen in den Sachen herum. Quittungen erhalten wir nicht. Ich habe von meinen Sachen nicht ein Stück wiedergesehen.

Aber erst einige Tage später ist meine Kenntnis der Zu­

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