FERN UND EWIG LEUCHTET FRIEDEN

Die Russen stehen vor Glogau . Im Westen werden die letzten Reservedivisionen für einen Scheinerfolg ge­opfert. Es ist uns beiden klar, daß der Zusammenbruch nur noch eine Frage der Zeit sein kann.

,, Aber ich kann Sie hier nicht länger halten", setzt Dr. St unser Gespräch fort. Ich wollte Ihnen noch ein paar ruhige Tage verschaffen, bevor sie ins KZ kommen. Wenn ich es länger treibe, fallen wir beide herein, und keiner hat einen Vorteil."

Ich wehre ab. ,, Ich habe Ihnen so schon viel zu danken." Wir stoßen an auf ein gutes Gelingen im neuen Jahr!- Einige Tage später werden wir erneut zu einem Trans­port zusammengestellt. An einem trüben Winterabend marschieren wir zu hundert Mann durch den schmut­zigen, nassen Schnee zum Polizeipräsidium am Alexan­ derplatz , die Todeskandidaten an der Spitze des trau­rigen Zuges. Ich bin mit einem Drogisten aus Linz zusammengefesselt, einem stillen, älteren Mann, der auch wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tode verurteilt ist. Er heißt Ernst. Er ist krank und schleppt sich müh­sam neben mir. Er ist einer der ersten, deren Wider­standskraft im KZ zusammenbricht.-

Erst am 10. Januar 1945 werden wir nachts aus den überfüllten Zellen wieder unter starker SS - Bewachung in bereitstehende Straßenbahnzüge verladen. Auf dem Anhalter Bahnhof schieben wir uns langsam durch die riesigen, aus dem Osten kommenden Flüchtlingsmengen bis zu einem Güterzug, wo wir zu fünfzig in einem

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