hspan- uf den Anders inuten er die
stärker an ihm
ZWISCHEN TOD UND LEBEN
helfen, denn sie ist ja vergangen. Er ruft sich das Bild seiner Frau und seiner Kinder ins Gedächtnis zurück. Aber je mehr er es tut, je schwerer fällt der Abschied, weil er ja nicht mehr in der Lage ist, den dringendsten Wunsch zu erfüllen, den er hat, noch ein paar letzte Worte mit den Liebsten zu wechseln, die er auf der Erde hat. Oder aber er erinnert sich seiner Erfolge im Leben. Aber alle diese Erfolge zerbrechen in Nichts, und die bange, verzehrende Frage bleibt: ‚Was wird aus meinen Angehörigen?‘ Er holt alle Ideale aus seinem Unter- bewußtsein, für die er gelebt und gekämpft hat. Da aber stellt sich ihm die Frage: ‚Wer wird sorgen, wenn ich tot bin, daß diese Ideale weiter verfolgt werden?‘ Und wie viele sind schon für Ideale gestorben, die sich später als falsch herausgestellt haben! Sie sehen, meine Kameraden, daß das Sterben durch das Urteil eines Gerichts unerhört schwer ist.“
Wieder tritt eine kurze Pause ein. Draußen versinkt lang- sam der Tag in einer goldenen Lohe, die das kleine Stückchen Abendhimmel aufglühen läßt, welches durch das vergitterte Fenster unserer Zelle sichtbar ist, und ihren Widerschein auf die gegenüberliegende Seite wirft. W. nimmt das Gespräch wieder auf. Es ist wie ein groteskes und zugleich erschütterndes Bild unserer jetzigen Lage: Zwei zum Tode Verurteilte unterhalten sich in brennender Sachlichkeit mit dem Geistlichen, der sie auf ihrem letzten Gang zur Richtstätte begleiten wird, über die Ideenwelt einer solchen Stunde.„Haben Sie es
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