ZWISCHEN TOD UND LFBEN
gespannten Lage nicht. Er wird also beide Meldungen
an das Gericht weitergeben.“
Ich bin aufs schwerste erschüttert. War das jetzt das Ende, das unwiderrufliche Ende? Ich hätte heulen kön- nen vor Wut über meine Unvorsichtigkeit, aber es ist zu spät. Auch Pfarrer W. ist tief betroffen. Wir haben die Rollen getauscht. Jetzt bin ich es, dessen Schicksal sich täglich erfüllen kann. Pfarrer D. spricht mir Mut zu. Er wird morgen zum Gericht fahren, außerdem wird er weitere Angehörige der Untergrundbewegung, durch welche ein Einfluß möglich ist, für mich interessieren
Es ist mir klar, daß ich ohne das Eingreifen meines Pfar- rers jetzt schon verloren wäre, aber ich kann ihm kein Wort des Dankes sagen. Die Erschütterung ist übermäch- tig. Ich drücke ihm nur stumm die Hand. Der Pfarrer ver- spricht dann von sich aus, noch sofort an meinen Ver- teidiger zu telegraphieren, und ich bitte ihn darum, es zu tun.
Die nächsten Tage bin ich zu nichts fähig. Ich liege apathisch fast den ganzen Tag auf meiner Pritsche. Jeder Schritt auf dem Korridor ist eine Nervensäge für mich Pfarrer W. hält morgens und abends seine gewohnte Andacht Es ist der einzige Kraftquell für mich in deı fast verzweifelten Dunkelheit des Daseins.
Endlich, Anfang August, kommt mein Anwalt Dr. K. Ich hätte ihn umarmen können. Er bringt beruhigende Nach- richten. Er ist durch die Ereignisse auf das äußerste alarmiert und hat sofort alle seine Hilfsquellen in Be- wegung gesetzt.


