FERN UND EWIG LEUCHTET FRIEDEN
Er macht nochmals eine kurze Pause; dann sagt er langsam, jedes Wort betonend: ,, Ich beantrage daher die Freisprechung des Angeklagten und sofortige Haftentlassung."
Lange, minutenlange, atemlose Stille herrscht im ganzen Saal, während ich immer noch vergeblich um Haltung kämpfe
Der Vorsitzende erhebt sich. Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Mehrere der im Zuschauerraum anwesenden Kriegsrichter treten zu meinem Anwalt und schütteln ihm die Hand.
Dann spricht mir mein Verteidiger seine Teilnahme zum Tode meines letzten Bruders aus. Ich habe mich so weit gefangen, daß ich äußerlich ruhig bin. Während ich eine Zigarette rauche, die er mir angeboten hat, höre ich rings die Äußerungen der Anerkennung, welche der Überzeugung Ausdruck geben, daß das Gericht einen Freispruch beschließen wird. Ich bekomme unter dem Eindruck dieser Äußerungen allmählich ein Gefühl starker, innerer Entlastung. Nein, kein Zweifel, ich muß freigesprochen werden. Das Netz von Lüge und Gemeinheit, das man um mich zu spinnen versucht hat, hat mein Anwalt in seiner meisterhaften, mehr als eine Stunde dauernden Verteidigung zerrissen.
Ich habe plötzlich das Gefühl nagenden Hungers. Kein Wunder! Die Verhandlung dauert schon sechseinhalb Stunden, und ich habe heute morgen nur die übliche Scheibe trockenes Brot und eine Schale dünnen Kaffee zu mir genommen.
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