FERN UND EWIG LEUCHTET FRIEDEN

und einem ganz gut geschnittenen Durchschnittsgesicht. Endlich kommen auch die Entlastungszeugen, die ich namhaft gemacht habe. Aber obwohl mein Verteidiger zehn genannt hat, sind doch nur zwei anwesend: mein früherer KRegimentskommandeur, undurchdringlichen Ernst in dem glattrasierten, wie gegerbten Gesicht, und ein anderer früherer Vorgesetzter, auch er tiefen Ernst in dem ruhigen, jungen Antlitz. Beide nicken mir freund- lich zu.

Allgemeine Unruhe entsteht. Alles erhebt sich von den Sitzen, das Gericht betritt den Saal. An der Spitze ein kleiner, hagerer Oberkriegsgerichtsrat. Während er mit den anderen zum Richtertisch schreitet, mustert er mit kaltem Blick, der gut zu dem scharfen Profil des blassen Gesichtes paßt, die Anwesenden. Ein großer, dunkelroter rumänischer Halsorden verleiht ihm eine etwas aufge- blähte Würde, die den Mann besser kennzeichnet als das etwas farblose, müde Gesicht. Rechts und links neben ihm am Richtertisch nehmen die Beisitzer Platz. Ein dicker Fliegermajor mit goldenem Parteiabzeichen, dessen sattes, gepflegtes Gesicht mit der überlegenen, selbstbewußten Miene weniger von den Strapazen des Krieges als von gutem Essen und reichlichem Trinken berichtet. Der andere, links vom Vorsitzenden, ein junger Hauptmann mit nichtssagendem Jungensgesicht, auf der Brust das goldene HJ-Ehrenzeichen.Beides hohe Parteitiere, flüstert mir mein Anwalt zu.Der eine ist Staatsrat und der andere in der Hitlerjugendführung. Von denen ist nichts zu erwarten!

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