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FERN UND EWIG LEUCHTET FRIEDEN

Jeder fühlt sich von ihm persönlich angesprochen. Es ist sein Schicksal, von dem der Geistliche spricht, und er erkennt instinktiv die Antwort an, die ihm der Geistliche auf die brennenden, ungelösten Fragen seines Lebens gibt. Nicht mit dem Verstand, denn der Verstand stellt die ewige Frage desWarum, der Verstand versagt, aber mit einer Stimme des inneren Ichs, zu dem der Pfarrer in dieser Stunde eine Brücke schlägt.

Der Pfarrer spricht das Schlußgebet. Er betet für die Gefangenen, für uns alle, daß wir den rechten Weg finden mögen durch das Dunkel des Daseins. Seine gläubigen Worte sind wie ein Stab, wie ein Quell der Kraft. Der Gottesdienst ist zu Ende. Langsam leert sich das Keller- gewölbe.

Als mich anschließend der Pfarrer in meiner Zelle kurz besucht, mir Zigaretten und Nachrichten aus meiner schwäbischen Wahlheimat bringt, verstärkt sich das Gefühl der Verbundenheit mit diesem Mann. Ich fühle mich gestärkt und gehoben. Ich kann offen zu ihm sprechen, auch über meine politische Einstellung, über meine Ablehnung des Hitlertums, denn ich weiß jetzt, daß er sich vor der politischen Gewalt nicht beugt. Ich danke ihm für seinen Besuch, danke ihm, daß ich nicht mehr mutlos bin, danke ihm für die Predigt. Er wehrt ab, aber ich bin überzeugt, daß ich einen Freund gewonnen habe. Dann bin ich wieder allein in meiner trostlosen Einsamkeit und mit meinen bohrenden Gedanken. Ich habe das Gefühl, daß ich etwas Besonderes erlebt habe, ohne mir klar zu werden, was es ist. Als um 18.30 Uhr

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