DER PROZESS
werden wir die Kraft haben, geläutert alles zu über- stehen, was uns auf unserem Lebensweg auferlegt wird. Denn die irdische Gerichtsbarkeit hat nur Macht über unseren Körper. Gott aber schaut in die Seele und wird die Menschen danach richten und seinen Frieden geben denen, die danach suchen.“
Während er spricht, beobachte ich meine Mitgefangenen. Die meisten sitzen in sich zusammengesunken. Einige starren ihn wie gebannt an. Nur wenige dösen uninteres- siert und gleichgültig vor sich hin. Auf fast allen Gesichtern liegt ein Ausdruck, der sich nicht beschreiben läßt. Er spiegelt die Welt wieder, welche in uns die Worte des Geistlichen haben erstehen lassen. Eine Welt des Friedens und der Harmonie, eine Welt der Hoffnung und des Glaubens. Auch in mir ist es still geworden, die gleiche Stille, die uns alle jetzt heraushebt aus dieser Katakombe des Grauens und der menschlichen Not, aus diesem düsteren, kahlen, grauen Raum, zwei Stockwerke unter der Erde, wo wir fast schon lebendig begraben sind, aus diesem grauen, lichtlosen Gefängnis, aus dem es für die meisten kein Entrinnen gibt, keine Hoffnung, aus dem sie erst durch den Tod befreit werden.
Die Worte des Geistlichen führen fern in die Gefilde der Heimat, in ein Leben der Eintracht und Zufriedenheit jeder mit den Seinen. Aber auch zu den Herzen der- jenigen, welche die Heimat nicht wiedersehen werden - und es ist eine große Zahl, die größere Zahl der An- wesenden-, haben die Worte des Pfarrers den Weg gefunden. Kein Wort des Vorwurfes, keine Verurteilung!
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