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FERN UND EWIG LEUCHTET FRIEDEN
öden, die Nerven zerreißenden Stunden des Nichtstuns in meiner lichtlosen, kalten Zelle erlebe ich täglich alle Stadien der Hoffnung und des Zweifels. Eins ist mir klar, die Spaltung, die ich bisher in mir trug, zwischen der grundsätzlichen Ablehnung dieser Staatsgewalt und ihren Maßnahmen, die ich als sinnlos und zur Katastrophe führend erkannt hatte, und der Notwendigkeit, im Dienste eben dieser Regierung und für deren Bestand als Soldat kämpfen zu müssen, diese Spaltung ist beseitigt. So komme ich zu einer innerlich klareren und entschlos- seneren Haltung und nach dem früheren inneren Zwie- spalt zur Geschlossenheit im Denken und Handeln zu- rück.
Statt dessen kommt mir der Umfang der Gefahr, in die ich durch meine Handlungsweise und meine Kritik am Nazistaat geraten bin, täglich mehr zum Bewußtsein. Es ist klar, daß der größte Teil der Gefängnisinsassen, ob verurteilt oder nicht, Todeskandidaten sind, und die Frage, ob ich selbst schon dazu zähle, kann erst in der Verhandlung des Kriegsgerichtes gegen mich eine Klärung erfahren. Aber in dieser Umgebung gibt es nur einen Menschen, der nicht unter dem gleichen Schicksal steht wie meine Kameraden und der mir durch sein gütiges Verständnis den Glauben an edle, menschliche Werte erhält. Es ist der Gefängnisgeistliche, zu dem meine Gedanken immer wieder zurückfinden. Trotz der großen Zahl von Kameraden, welche Anspruch auf seine Betreuung erheben dürfen, kommt er fast täglich kurz
zu mir.
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