DER PROZESS

ft Aber auch in der Stadt selbst haben sie zahlreiche Ver- & bindungen. Nun findet auch der Besuch des Gefängnis- t5- kommandanten bei mir seine Erklärung. Ich gönne dem in Herrn Kommandanten den Ärger, den er sicher deswegen m hatte, und hoffe nur, daß den Kameraden die Flucht auch tte weiter glückt. Aber dieses Partisanenproblem erscheint rei mir, zusammen mit den ernsten Worten des Pfarrers, in ID- einem neuen, interessanten Licht. Ich beschließe, doch as näher zu prüfen, ob es nicht für mich auch von Wert sein

könnte. Die Möglichkeit sollte sich bald ergeben.

Als ich abends die Ereignisse dieser beiden Tage über- denke, habe ich trotz aller bedrohlichen Anzeichen für > mein weiteres Schicksal doch irgendwie neuen Mut ge- schöpft. Ich freue mich auf den nächsten Besuch des

2 Pfarrers, der mir versprochen hatte, Post nach Hause zu übermitteln, deren Inhalt der dicke, unerfreuliche Ge- fängniskommandant nicht beschnüffeln konnte.

Die nächsten Tage vergehen in erregendem Nichtstun. Ich habe mich etwas eingewöhnt. Die Lebensgeschichte meines Zellennachbarn kenne ich jetzt genau so gut wie er meine. Er ist ein schwerer, ruhiger Mensch, der sehr unter seinem Schicksal leidet und wenig Hoffnung hat durchzukommen. Er erzählt viel von seiner Familie und

seinen drei Kindern, mit denen er in Stettin als selb- ständiger Ingenieur ein ruhiges und gesichertes Leben geführt hat. Zweifelsohne ein wertvoller Mensch, durch und durch sympathisch und gediegen. Mit Politik hat er sich nie beschäftigt. Aber in dem elenden, eintönigen Dasein der russischen Winter hatte ihn unter Einfluß von

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