DER PROZESS

letzter, verzweifelter Kraft durchzubrechen. Wenn es ihnen gelingt, ist die Schlacht verloren. Da kommt der Divisionspfarrer zu mir neben das Grabengeschütz gekrochen.

Geben Sie mir einen Mann mit, ich will die Schwer- verwundeten bergen!, sagt er mit der größten Selbstver- ständlichkeit.

Herr Pfarrer, hier kann doch keine Maus den Kopf erheben, so viel Eisen ist in der Luft. Sie werden zersiebt, und nutzen tut es nichts!-Haben Sie einen Mann für mich?, fragt der Pfarrer erneut. Ich lasse durch den Zug durchrufen:Ein Freiwilliger für den Pfarrer zum Verwundetenbergen! Geschützbedienungen bleiben an den Geschützen! Ich habe kaum ausgesprochen, da meldet sich der Gehilfe des Zugführers, ein junger Landwirtssohn, der mir durch seine Tüchtigkeit schon aufgefallen war. Um es kurz zu machen, bis zum Abend hatten der Pfarrer und sein Begleiter zehn Schwerver- wundete geborgen.

Es war eins der Bilder höchster Kameradschaft, die ich im Kriege erlebt habe, und jeder, der draußen war, hat solche Beispiele erlebt.-

Nach einer kleinen Pause fahre ich fort:Wie kann es nur kommen, daß eigene Kameraden die Niederträchtig- keit haben, nach gemeinsamen Stunden der Gefahr und Not mich zu verraten? Gewiß, ich bin impulsiv und vielleicht unvorsichtig in meinen Äußerungen und meiner Kritik gewesen, aber ich bin wirklich überzeugt von dem, was ich gesagt habe! Ich glaube, daß dieser

3 33