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FERN UND EWIG LEUCHTET FRIEDEN
stattfindet, weil die Belastungszeugen sich hier im Osten bei der Truppe befinden.“-„Dann müssen Sie sehr auf- passen“, antwortet mein Nachbar.„Der Fall scheint sehr schwer zu liegen. Haben Sie einen guten Verteidiger?“- ‚Den besten, den ich finden konnte, Rechtsanwalt Dr.K. aus Stuttgart , ein erprobter politischer Anwalt. Auch er betrachtet den Fall als sehr schwer. Aber er hofft be- stimmt, daß er mich frei bekommen wird.“
Wieder ertönen Schritte auf dem Gang. Rasch wedele ich mit dem Taschentuch den Zigarettenrauch ausein- ander. Diesmal wird meine Tür aufgeschlossen. Vor mir steht ein mittelgroßer Mann, glatt rasiert, in einer Uniform ohne Abzeichen, der mich ruhig und durchdrin- gend mustert, während er mich mit den Worten:„Grüß Gott, Kamerad!“ begrüßt und mir die Hand hinstreckt. Mein Auge fällt auf eine einfache Kette, die er um den Hals trägt, mit einem schlichten, schwarzen Kreuz, das Abzeichen des Wehrmachtsgeistlichen im Dienst. Ich bin im ersten Augenblick etwas befangen. Die Stimme kommt mir bekannt vor, aber ich kann mich nicht erinnern, wo und wann ich sie gehört habe.
„Sie sind hier neu angekommen, und ich habe Ihnen ein paar Zigaretten und eine Kleinigkeit zu essen mitge- bracht.“- Er winkt abwehrend mit der Hand, als ich mich bedanken will. Sein gütiges Wesen und die ruhige, klare Art nehmen mich sofort für ihn ein und erwecken Vertrauen.„Ich weiß, wie es Ihnen hier ergeht, und sehr wohltuend wirkt ja diese Umgebung nicht bei den schweren Sorgen, die Sie wohl bestimmt haben“, fährt er
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