DER PROZESS
nicht, ob ich mehr zu mir selber spreche oder zu meinem unsichtbaren Kameraden.
Vor meinem geistigen Auge ersteht wie ein fernes, leuch- tendes Bild der Ablauf meines bisherigen Lebens. Die Jugend auf dem väterlichen Hof in Schlesien ,- trotz aller wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten in der Zeit nach dem großen Kriege sorglos und froh im Kreise der sieben Geschwister. Nach eintönigem Erlernen der Landwirtschaft der Eintritt in die Reichswehr , schon damals im Zusammenhang mit einer inneren Opposition gegen die nazistische Partei. Ja, so war es gewesen, diese unzähligen Reibereien und Schwierigkeiten mit der machthungrigen Schmarotzergruppe, die arrogant und skrupellos sich auf alle Positionen im Staate schob und die nur in der Reichswehr damals keinen Einfluß gehabt hatte. Das eigene Mißtrauen, der ungeschulte, erfah- rungslose Blick wurde geschärft durch die großen Sorgen einzeiner Freunde und Verwandter, die den Verlockun- gen und Versprechungen Hitlers nicht glaubten und die doch nicht imstande gewesen waren, den Strom der Ereignisse zu beeinflussen.
Schritte auf dem Gang zwingen zu einer Unterbrechung. Nachdem der Wärter das Essen verteilt hat, fahre ich in meiner Schilderung fort.
Nach kurzen Friedensjahren, die den Glauben an eine wirkliche wirtschaftliche Wiedergeburt und eine fried- liche Entwicklung zu erfüllen schienen, die furchtbare Wirklichkeit des Krieges. Aber schon Erfolg und Rausch des Poienfeläzuges waren gedämpft und übertönt durch
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