ein wenig aufzurichten, er wurde von den begleitenden SS.­Leuten sofort auf das brutalste mißhandelt.

So hatte, wie gesagt, der Faschismus zwei Gesichter, von denen wir ständig das wirkliche vor Augen hatten, während das Volk nur das freundliche Gesicht zu sehen bekam.

Der Kreisleiter als Hetzer

So kam der erste Sonntag heran, an welchem ich erstmalig aus dem Konzentrationslager Dachau meiner Frau einen Brief schreiben durfte. Der Brief ging wie üblich durch die Zensur und durfte nur rein familiäre Mitteilungen enthalten. Ein ein­ziges, ungeschicktes Wort genügte, um eine Strafmeldung aus­zulösen, die stets mit Pfahlhängen oder 25 Stockschlägen endete.

Mein Stubenältester legte mir einen Lagerbefehl vor, wobei er bemerkte, daß das, was in diesem Befehl stünde, von mir wörtlich in dem Brief an meine Angehörigen angeführt werden müsse. Ich mußte demgemäß wörtlich folgendes an meine Frau schreiben: ,, Wenn Du mir Geld schickst, dann vergiẞ nicht, auf dem kleinen Postabschnitt, der mir ausgehändigt wird, mein genaues Geburtsdatum anzugeben."

Ich habe dies vorschriftsgemäß in meinem Brief geschrieben. Meine Frau hat diesen Brief auch erhalten. Gleichzeitig mit dem Brief bekam sie eine vorgedruckte Karte der Lagerleitung des KZ. Dachau , in der ihr mitgeteilt wurde, daß sie sich, wenn sie in Not und unterstützungsbedürftig sei, an die NSV. wen­den müsse. Meine Frau folgte dieser Aufforderung und wandte sich an die Reutlinger NSV.- Stelle, von der sie an den Kreis­leiter Sponer verwiesen wurde.

Der Kreisleiter Sponer trat meiner Frau nicht besonders freundlich entgegen, sondern ließ sie deutlich fühlen, daß sie die Frau eines politischen Gegners des Faschismus sei. Meine Frau, die sich damals in seelischer und materieller Not befand, gab in aller Unschuld meinen ersten Brief aus dem KZ. Dachau dem Kreisleiter Sponer zum Lesen. Die Folge war, daß Sponer an die Lagerleitung des KZ. Dachau ein Schreiben etwa fól­genden Inhalts richtete:

,, Der Schutzhaftgefangene Fritz Wandel aus Reutlingen hat seiner Frau um Geld geschrieben.( Es war streng verboten, Angehörigen um Geld zu schreiben.) Die Frau

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