\ Ia wurde am 30 Mai 1933 von den Nazis in Schutzhaft genommen und in- das Konzentrationslager Lichtenburg gebracht. Aus der Fülle meiner Erlebnisse und aus der Unzahl von Peini- gungsmethoden, die die SS bei den politischen Häftlingen anwandte, will ich einige herausgreifen, die ich selbst miterlebte. Die SS-Leute Kummer, KothundZtimmermann waren es, die sich durch eine Folterungsart besonders auszeichneten. Sie nannten ces„Abkühlung“. Ein Häftling mußte zwanzig Mal um den Hof laufen. “ Dadurch geriet er natürlich stark in Schweiß. Um ihn etwas„abzukühlen“, mußte er sich unter eine Pumpe werfen, und dann pumpte ihm einer der Sadisten eiskaltes Wasser über den Körper. Dieser Vorgang wiederholte sich so oft, bis der Häftling schließlich zusammenbrach oder an Herz- schlag starb. War ein Häftling besinnungslos. so hängten ihn die S$-Leute Haase und Schneider ausBelgern bei Torgau einfach auf. Diese beiden hatten aber noch eine besondere Methode, die darin bestand, daß sie die Opfer, die sie sich ausgesucht hatten, mit dem Gummiknüppel so lange auf die Brust schlugen, bis sie starben. Ein SS-Arzt aus Prettin, dessen Name mir leider entfallen ist, stellte danach entweder„Herzschlag“ oder „Selbstmord dürch Erhängen“ fest. Im’April 1939 wurde ich eines Nachts abgeholt und nach Halle gebracht. Unterwegs mußte ich des öfteren aussteigen, wobei mir wiederholt gedroht wurde, daß ich bei weiteren Aussageverweigerungen erschossen würde. Ich antwortete jedesmal, daß ich gar nichts aussagen könnte, da ich ja.nicht wisse, um was es sich handle, Darauf schlugen mich zwei Beamte der Politischen Polizei mit Hundepeitschen blutig. In Halle gegen 7.00 Uhr früh angekommen, blutüberströmt an Händen, Rücken und Kopf, warf man mich in eine Zelle. Ich verlor die Besinnung. Die Fesseln nahm man mir auch hier nicht ab, anscheinend, damit ich keinen Selbstmordversuch unternehmen konnte. Am Nach- mittag des gleichen Tages, nachdem ich die Besinnung wiedererlangt hatte, eröffnete man mir, daß ich am anderen Tage sehr Schweres zu erleben hätte. Ich hätte ja in der Nacht genügend Zeit, mich darauf einzurichten, Als man mich am anderen Morgen ins Vernehmungszim- mer führte, erhielt ich von 8 Beamten der Politischen Polizei abwech- selnd Schläge ins Gesicht. Aus Mund und Nase blutend, wankte ich zu dem Vernehmungstisch. Ein Berliner Spezialist der Geheimen Polizei fragte mich höhnisch lächelnd, wo ich denn verunglückt sei. Ich merkte sofort, was er mit dieser Frage beabsichtigte. Hätte ich gesagt man hat mich geschlagen, dann wären die anderen Beamten erneut über mich hergefallen. So aber sagte ich, ich sei die Stufen im Präsidium herunter- 4


