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Verhaftung. Tagelange Fahrt.

Nächte in denen wir hungerten, in denen uns vor Kälte die Zähne klapperten und dazu... SS- Bewachung. 31 Grad Kälte zeigte das Ther­mometer am 18. Januar 1943, als wir mehr tot als lebendig im Auffang­lager der 5S- Werkzentrale Kiew ausgeladen wurden. Diese Werkzentrale leitete der Obersturmführer und spätere Sturmbannführer der Waffen­SS Fichtner, aus München. Ein roher, eingebildeter Fatzke, der seine Befehle lediglich mit einem Reitstock erteilte. Er empfing uns mit fol­genden Worten: Ihr versipptes jüdisches Saupack, habt bis jetzt ge­glaubt, nur zusehen zu dürfen, wie bestes und edelstes deutsches Blut vergossen wird. Denn ihr Hurengesindel habt den Krieg verschuldet. Wir bauen jetzt den Ostwall und wer nicht arbeitet, wird von mir per­sönlich einbetoniert. Abtreten!"

Nun folgten Wochen und Monate, in denen wir schuften mußten. so daß uns die Kleider in Fetzen vom Leibe fielen. Tagsüber wurde der Kalk befördert und nachts in die Waggons verladen. Obgleich viele meiner Leidensgefährten die Füße erfroren, was bei einer Kälte von 41 Grad keine Seltenheit war, durfte sich keiner krank melden. Denn... wehe, wenn der Arzt ihn für gesund hielt, dann bekam er bis zu 25 Hiebe auf Rücken und Gesäß.

Als sich die Rote Armee der Stadt Kiew näherte, wurden wir eines Nachts verladen und nach Lublin gebracht. Hier kam ich, da ich zu denen gehörte, die Goebbels als ,, Meckerer" bezeichnete, in das... ,, Meckererlager". Dieses Lager unterstand der Leitung des Obersturm­führers der Waffen- SS Dominik, der auch das Gefängnis in der Burg führte und infolge seiner Rohheit in ganz Lublin bekannt war. Ihm treu zur Seite standen die Hauptscharführer Hofmann aus München, ehemaliger Gefangenenaufseher, der seine Freude daran hatte, Hunde auf die Gefangenen zu hetzen und diese zerfleischen zu lassen, sowie der Hauptscharführer Tanzhaus aus Sebastiansberg im Sudetengau. Der Letztere, ein über zwei Zentner schwerer Klotz, hatte sein Vergnügen daran, die Häftlinge mit den schweren Stiefeln zu traktieren, worin er es zu einer seltenen Meisterschaft gebracht hatte, weil er mit Sicherheit immer ein und dieselbe Stelle traf. Da er Angst hatte, daß ihn der Ge­peinigte angreifen konnte, ließ er denselben an Händen und Füßen binden und auf die Erde werfen.

Tanzhaus fand seine gerechte Strafe, denn er wurde am 22. Juli 1944 von einem halbjüdischen Medizinstudenten, mit einem Brief­öffner, den sich Tanzhaus aus einem polnischen Bajonett hatte her­stellen lassen, erstochen.

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