Ia bin Deutscher und in Berlin aufgewachsen, lernte dort das Maurerhandwerk und habe mein Deutschland als wandernder Hand- werksbursche ‚gesehen. Ich sah Dänemark, Schweden, Frankreich und landete in der Schweiz. Von dort aus habe ich den Weg nach Deutschland zurückgefunden. Später war ich kommunistischer Landtagsabgeordneter in Sachsen. Das war auch die Ursache meiner fast 10jährigen Gefangen- schaft in Zuchthaus und Konzentrationslager. Im April 1935 wurde. ich verhaftet und vom„Volksgerichtshof‘ wegen Vorbereitung zumHochverrat verurteilt, nur, weil ich meiner alten Gesinnung treu blieb. Ich hatte auf meiner Baustelle erklärt:„Bei uns gilt nach wie vor der alte Gruß ‚Guten Morgen‘, ‚Guten Tag‘, ‚Guten Abend‘. Ich kenne den Gruß Heil Hitler‘ nicht!“ Das war der An- stoß zur Verhaftung.' Nach den drei Jahren im Zuchthaus stellte mir der Anstaltsdirektor das beste Zeugnis aus. Jedoch acht Tage vor der Entlassung kam ein Schreiben:„Siewert ist im Auftrag Himmlers nach Berlin zu über- führen‘. Ein halbes Jahr war ich dann in Berlin bei der Gestapo und wurde schließlich im September 1938 nach Buchenwald geschafft, angeblich für drei Monate, um mir zu überlegen, was ich noch auszusagen hätte. Aus den drei Monaten wurden über 6'/2 Jahre. Schließlich wur- den wir am 11. Mai 1945 mit Hilfe der amerikanischen Truppen wieder frei, und so stehe ich hier vor Ihnen. Mein einziges Verbrechen bestand in meiner Gesinnung. Ich habe in meinem ganzen Leben niemandem etwas gestohlen. Ich bin wegen keinerlei Vergehen bestraft. Ich glaube, daß das zum Verständnis dienen kann, wie und wes- ". halb deutsche Männer eingesperrt wurden. Und ich kann heute sagen, ich habe mein Deutschland immer geliebt, obwohl ich die schöne Schweiz sehen durfte. Ich möchte sagen, wir Deutschen haben schon früher keinen besonders guten Ruf im Ausland gehabt. Aber durch die Naziherrschaft ist der deutsche Name so mit Schmutz und Schandtaten überdeckt, daß es wahrscheinlich Jahrzehnte dauern wird, bevor sich ein Deutscher irgendwo in der Welt sehen lassen kann und geachtet: wird, selbst, wenn er der bedeutendste Erfinder wäre. Es wird immer mit Fingern auf ihn gezeigt und gesagt werden:„Die sind schuld an dem Elend, das der Menschheit zugefügt wurde. Die haben sich 12 Jahre von Verbrechern regieren lassen“, Wenn ich den Zustand richtig schildern soll, so muß ich sagen: „Der Faschismus war das Bündnis von Bosheit, Militarismus, Reaktion und ausgesprochenem Verbrechertum. Und dafür ist Buchenwald der schlagendste Beweis.\ Als ich mit 40 Leidensgenossen zusammen nach Buchenwald bei Weimar kam, wurden wir von den SS-Beamten der politischen Abtei- lung empfangen. Der Empfang gestaltete sich etwa so: Die Namen wur- 8 ‚ mn den hast nich wie:


