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schnittenes Haar, zurückfliehende Stirn, Adlernase, stark entwickelter Kehlkopf. Ich höre noch ihre kehlige, gurgelnde Stimme:„wer Arm in Arm über den Logerplatz geht, dem lasse ich eine Glatze scheren!“ Und ich höre noch den Schreckens- und Warnungsruf:„die N. kommt!“ Sie war, wie ich aus der Personalkartei entnahm, Dr. phil. gewesen und wegen Erpressung vorbestraft, seit langen Jahren im Lager und nun in einer fast diktatorischen Stellung. Sie hat sich bis zuletzt gehalten, während die meisten dieser Avancierten in ermüden- der Regelmäßigkeit nach einiger Zeit, meist wegen allzu ofjensicht- licher Veruntreuung von Lebensmitteln, abgesetzt und bestraft wur- den. Mir fiel auf, daß in die unteren Vertrauensposten als Essenaus- geberinnen oder Tisch- und Stubenälteste in den letzten Monaten mehrere Christinnen bestellt wurden, die eine Atmosphäre des Frie- dens um sich verbreiteten. Ebenfalls genossen, ganz ohne Angeber- tum, ja ungeachtet ihrer scharfen politischen Stellungnahme gegen das Dritte Reich und alle seine Funktionäre, die sogenannten Ernsten Bibelforscherinnen, von denen wir mehrere Hundert hatten, in unteren dienenden Stellungen großes Vertrauen bei den SS-Leuten und durf- ten zur Reinigung der SS-Wohnungen einzeln mit Personalausweis durch das Lagertor ein- und ausgehen. Man war sicher, daß sie keinen Fluchtversuch machen würden.
Bei den Freundschaften, die sich im Lager bildeten, unterschieden wir - und Freßgemeinschaften, die ersten auf gemeinsamer Nationalität, Klassenbewußtsein oder religiöser Überzeugung be- ruhend, die zweiten aus der Absicht entsprungen, an Bevorzugung der Freundinnen im Lagerleben, besonders in der Ernährung teilzu- nehmen. Diese zweiten Freundschaften wechselten oft. Auch gab es natürlich Überschneidungen zwischen beiden Gruppen. Doch je mehr die Not sich zuspitzte, glaubte ich eine reinliche Scheidung„für Gott “ oder„für den Bauch“ wahrzunehmen. Selbstverständlich waren auch die Christinnen den leiblichen Anfechtungen keineswegs enthoben. Schließlich gab es Einzelgängerinnen im Lager, die mit niemand in- tim waren und doch überall auftauchten, wo man sie am wenigsten wünschte. Eine solche habe ich sehr lieb gewonnen. Eine schöne nordische Erscheinung, graublondes, streng gescheiteltes Haar mit schlichtem Knoten, seltsam verschleierte große blaue Augen über der geraden Nase, eine früh gealterte Gudrun im Sklavendienst. Bei der ersten Begegnung überschüttete sie mich mit einer laut hervor-
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