Während der Eisenbahnfahrt hatten mehrere meiner neuen Gefähr­tinnen, meist deutsche Kriminelle, Arbeitsbummler und dergleichen, mit ihren Bitten und Klagen über die Kälte mich schon fast bis aufs Hemd ausgezogen. Mir war noch nicht in den Sinn gekommen, daß sie das z. T. aus Sport betrieben. Als man uns beim Eingang ins Lager alles abnahm, um uns in die Lagerkleidung zu stecken, waren wir ein­ander wieder gleich. Ich aber hatte unter ihnen einige Freundinnen gewonnen, die später gelegentlich in urwüchsig- drolliger Weise Ge­wissensbisse über ihre damalige, schließlich doch vergebliche Skrupel­losigkeit bezeugten. Doch stahl mir eine von ihnen bei der ersten Mittagsmahlzeit auf dem sinnberaubend überfüllten Zugangsblock" vor meinen Augen den eben empfangenen, noch nicht gefüllten Essens­napf und behauptete, es sei der ihre, den sie offenbar verloren hatte. Diese Herzenskälte der eben Beschenkten trieb mir im Augenblick die Tränen in die Augen. Da stieß ein herbes, schönes junges Mädchen auf meiner anderen Seite mich an und flüsterte: ,, Nicht weinen, die Andern lachen über Sie!" Es schoß mir im Augenblick durch den Sinn, was ich ihr zuflüsterte: ,, Es hat einmal einen Menschen gegeben, der weinte schmerzlich über seine Vaterstadt, er war sonst ein tapferer Mann. Wissen Sie, wen ich meine?" Sie konnte es nicht erraten, und ich nannte ihr den Namen, Jesus Christus . In diesem Augenblick leuchtete, wie wenn eine Kerze angezündet wird, ein feines, tief aus dem Innern kommendes Lächeln in ihrem Gesichte auf. Es dauerte nicht zwei Sekun­den, so wandte sie sich ohne eine Erklärung, als müsse das unbedingt jetzt so sein, zu einer der Ukrainerinnen, die laut Anordnung der pol­nischen Blockältesten mit ihren Schüsseln in der Hand dichtgedrängt hinter unseren Schemeln stehen mußten, weil der Platz am Tisch nicht ausreichte, stand auf und winkte ihr, sich auf ihren halben Schemel­platz an meine Seite zu setzen und stellte sich neben uns. Da war es mir, als sähe ich in diesem plötzlich aus Vereisung und Menschenver­achtung sich lösenden jungen Mädchenantlitz den Widerschein jenes tapfersten, erbarmendsten Herzens, als sei unser Herr Christus selbst in unsere Mitte getreten.

Noch einmal in jenen ersten Tagen im KZ sind mir die Tränen ge­kommen, und bin ich wunderbar getröstet worden. Ein besonders er­regter Abend im Schlafraum. Die Klagen und Anklagen der Polinnen wollten nicht verstummen. Sie machten ihrem Herzen gegen die Deut­ schen ungehemmt Luft, in der Meinung, daß niemand von diesen sie verstehen könne. Der geballte Haß der Unglücklichen ließ mich auf­

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