seine Erfahrungen im Feldzug angekündigt. Gerade da kam er mit einigen anderen höheren Offizieren ,, in Transport", und am Abend des für den Vortrag angesetzten Tages sollte er bis elfeinhalb Uhr mit seinem Gepäckbündel in der Kaserne zur Durchschleusung" antreten. Er ließ sich trotzdem den Vortrag nicht nehmen, und die Stimmung in dem öden kalten Kasemattenkeller war angesichts seines und so vieler anderer Schicksale sehr gedrückt, als er kam. Er aber erzählte mit einer Frische, mit einer Lebendigkeit und Anschaulichkeit ohnegleichen von dem, was er in schwersten Kämpfen gesehen und an religiösen Einstellungen erlebt hatte. Er schloß mit einem von ihm verfaßten Mariengebet von größter Innigkeit und Schönheit.
Friedländer hat niemand wiedergesehen.
Gleich darauf wurden die Gemeindeabende von der SS. für längere Zeit verboten; dieser letzte Abend wirkte, auch durch das Gebet, das in vielen Abschriften verbreitet wurde, noch lange nach.
Als die Veranstaltungen wieder erlaubt waren, fanden sie in dem schließlich zur Verfügung gestellten Kinosaal statt.
Diese Abende waren, wenn sie auch die Möglichkeit eines engeren persönlichen Verkehrs nicht boten, doch ein Lichtblick in dem traurigen Einerlei des Tages, und die Dankbarkeit für die Gemütswärme, mit der Dr. Stargardt sie veranstaltete, war eine allgemeine.
Die Predigt
Der letzte Sinn unserer ganzen Gemeindearbeit war die Verkündigung des Wortes Gottes. Mit ihr hatte sie angefangen und in ihr gipfelte sie. Daher darf es wohl unternommen werden, den Versuch der Verkündigung zu schildern; einen Versuch, der von unsicherem Tasten ausgehend, doch allmählich zu einer gewissen Klarheit über den Auftrag führte, unter dem man stand.
Wie war die Lage, in der wir uns fanden?
zum
Wir waren Menschen, die aus ihrem Leben gerissen waren, von allem, was wir liebten, getrennt, von dem Tun, das der Inhalt unseres Lebens war, abgeschnitten, all dessen, was das Leben erleichterte und verschönte, beraubt, in Hunger und Elend gestoßen. Wir waren Deutsche , wir hatten ein Vaterland gehabt. Aber unser Vaterland hatte uns ausgestoßen, uns fried- und rechtlos, vogelfrei" gemacht. Das Vaterland war Feinde, zur ,, Ferne" geworden. Wir lebten als Gefangene, zu Tausenden und Abertausenden zusammengepfercht, und dieses Zusammenleben konnte nur aufrecht erhalten werden dadurch, daß es planmäßig organisiert wurde, daß jeder innerhalb dieser Organisation seinen Platz und seine Arbeit erhielt. Aber die Art dieses Lebens, die ja nur der Aufrechterhaltung dieses Lebens selbst diente, entbehrte jeden höheren Sinnes. Denn unaufhörlich starrte uns das Ende an sei es, daß man heute
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