Wenn dieses Buch keinen anderen Zweck hätte, als den, das Grauen der Konzentrationslager in möglichst grellen Farben zu schildern, es würde, wie so viele seinesgleichen, die bereits geschrieben wurden, oder noch kommen werden, sich kaum über dem Niveau einer lüsternen Sensationslektüre erheben. Dadurch, daß ich überall bemüht war, die geistigen Grundlagen des Nationalsozialismus hineinzuweben und das Furchtbare unseres Erlebens an seinen Unwerten zu messen und darzutun, daß Dachau nur die letzte Konsequenz einer gottvergessenen amoralischen Unterweltspolitik war, glaube ich, dieser Schrift eine besondere Note und einen besonderen Wert gegeben zu haben.
Dachau war eine der eitrigen Pestbeulen, die der Nationalsozialismus dem gesunden Körper des deutschen Volkes eingetragen hat. Wir mußten sie schonungslos aufstechen, damit das Gift ausfließen und der Heilungsprozeß beginnen kann.
Wenn wir an Dachau nicht zerbrachen, dann deshalb nicht, weil wir uns täglich und stündlich stärkten mit jener Kraft aus der Höhe, die machtvoller ist als alle satanischen Gewalten dieser Welt.
Der Lenker aller Geschicke hat uns dem Leben wiedergegeben. Und wenn wir heute mit geschärftem Verantwortungsbewußtsein Hand anlegen an die gigantische Aufbauarbeit der dunkel vor uns liegenden Zukunft, die aus einer in Schutt und Asche liegenden 1000jährigen Kultur neu erstehen soll- eine Arbeit, zu der wir mit der ganzen Glut unserer im Leid erprobten Herzen Deutschlands unverdorbene so geschädigte Jugend aufrufen, dann sei's in seinem Namen!
Und so beschließe ich dieses Buch mit einem' Wort Mörikes:
In ihm sei's begonnen ,.
Der Monde und Sonnen
An blauen Gezelten
Des Himmels bewegt.
Du, Vater, Du rate,
Lenke und wende!
Herr, Dir in die Hände
Sei Anfang und Ende, Sei alles gelegt.
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