Krematorium

Lagerplan

Haupteingang

por K.Z.Dachau

paar Knochenreste. Es war uns Häftlingen streng verboten, mit diesen Leuten zu sprechen oder ihnen Zigaretten zu schenken.

Diese Strafkaserne hatte Gemeinschaftsräume und Einzelzellen. Sie waren für solche SS - Männer bestimmt, die zum Tode verurteilt waren und auf die Exekution warten mußten. Wieviel verdorbenes junges Leben mag hier zu Ende gegangen sein! Öfter sahen wir von unserer Blockstraße jenseits des Zaunes die Exekutionskommandos vorbeiziehen. Es war jedesmal ein Erlebnis, das uns tief zu Herzen ging. Die ganze Strafkompanie der SS zog, zu je fünf Mann in einer Reihe, zur Hinrichtungsstätte und mußte alles mitansehen. Hinter der Kolonne kamen dann, rechts und links von SS- Posten unter Ge-. wehr bewacht, die zum Tode Verurteilten. Die Schüsse klangen natürlich zu uns herüber, und wir wußten, daß wiederum ein armer, meist junger Bursche, sein Leben hingeben mußte. Darauf rückte die Kompanie singend ab. Die Leute wurden gezwungen zu singen, obwohl es ihnen nicht danach zu Mute war. Auch dieses war eine von den vielen Roheiten des Lagerlebens. Natür­lich war es dem Verurteilten versagt, einen Geistlichen zu sprechen. Kein letzter Brief an die Seinen! Ohne Sakrament in den Tod!

Im rechten Winkel stieß auf den Appellplatz die 30 Meter breite Lager­straße. Rechts und links von dieser Straße befanden sich Baracken, die Wohnblocks für die Häftlinge, und zwar mit der Stirnseite zur Lagerstraße. Vor jedem Block standen zwei große Pappeln, von uns Blutpappeln genannt, weil bei der Errichtung des Lagers und besonders beim Pflanzen dieser Bäume viele Kameraden durch die Hetzarbeit gestorben sind. Es gab dreißig numerierte und vier nicht numerierte Blocks. Auf der linken Seite waren die geraden Nummern, auf der rechten Seite die ungeraden. In der ersten an den Appellplatz grenzenden Baracke waren die Kantine und das ,, Museum " untergebracht. Als das Lager im Jahre 1944 überbelegt war, hat man diesen Block für andere Zwecke verwandt. Das Lager war normal für 6000 Menschen eingerichtet, am Ende der Haftzeit 1944/45 waren 32 000 Häftlinge im Lager.

Das Museum hatte zwei Abteilungen. In der ersten waren die medi­zinischen Präparate ausgestellt. In der Totenkammer wurden spezielle Fälle seziert, präpariert und dann dem Museum übergeben: Schädel von besonderem Ausmaß oder eigenartiger Form, Hände und Füße, so dann Herz- und Lungen­erkrankungen und anderes mehr. In der zweiten Abteilung waren Besonder­heiten im Bilde festgehalten. In der Mitte des Saales stand ein Tisch. Auf diesem befand sich eine sehr schöne Plastik des alten und des neuen Lagers. Neben dem Eingang sah man im Bilde acht österreichische Pfarrer, darunter Pfarrer Rieser in einer Büste. Birett und Soutane hatte man ihm angezogen, und unter der Büste hing ein Auszug aus dem ,, Schwarzen Korps" betitelt: ,, Sturm im Kuppelturm." Rieser, ein junger Geistlicher, hatte 1938 eine Ge­meinde übernommen, deren Pfarrer geflüchtet war, weil er gehört hatte, daß die Gestapo ihn festnehmen wollte. Er hatte den Neubau der Kirchturm­kuppel begonnen. Als der Bau ungefähr fertiggestellt war, kam der Bauunter­nehmer zu Rieser und machte ihn darauf aufmerksam, daß es bisher Sitte und Brauch gewesen sei, in die Kuppel ein Dokument einzumauern, das die augen­blicklichen politischen, religiösen und sozialen Zustände schildere. Rieser wollte

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