Tor mündete, das das eigentliche Lager abschloß. Die SS -Männer sprangen vom Wagen und brüllten:Herunter mit«euch, ihr Hunde! Vorwärts! Sonst helfen wir euch nach! Ein alter Mann von über 70 Jahre, der nicht rasch genug ausstieg, erhielt einen Schlag mit dem Gewehrkolben, so daß er zur Erde fiel. Wir mußten uns zu zweien aufstellen und wurden in eine Baracke zum politischen Büro geleitet. Im Flur standen wir nebeneinander und warteten, bis wir gerufen wurden. Dann mußten wir zwei Fragebogen aus- füllen und unterschreiben. Während wir draußen im Flur warteten, kamen junge SS -Männer an uns vorbei, von denen einige sich besonders für uns zu interessieren schienen. Pater Kentenich trug damals noch einen schönen langen Bart und fiel dadurch natürlich auf. Einer der SS -Männer fragte ihn: Bist du ein Jud?Nein!Was bist du denn?Ein katholischer Geist- licher. ‚Warum trägst du einen Bart? Hierauf erhielt er keine Antwort. Dann kam der junge Mann zu mir.Warum bist du hier?Ich erinnere mich nicht, Sie schon einmal gesehen zu haben! Erstaunt fragte er dann auf einmal:Sind Sie auch ein Geistlicher?Jawohl! ‚Ein höherer? Nein! Dann ging er weiter.

Nachdem von allen die Personalien aufgenommen worden waren, wurden wir zum Erkennungsdienst geführt. Hier mußten wir einen kurzen Lebenslauf schreiben und wurden dann in unseren Zivilkleidern photographiert. Man mußte sich auf einen Stuhl vor den Apparat setzen, und von drei verschie- denen Seiten aus wurde eine Photographie gemacht. War man fertig, drückte der SS-Mann auf einen Knopf, und sofort spürte man einen Nadelstich in dem Gesäß. Der SS-Mann hatte seinen außerordentlichen Spaß daran. Nach insgesamt zwei Stunden wurden wir dann ins Lager abgeführt.

Das Lager Dachau

Das Lager mit all seinen Schrecken hat dem Namen Dachau einen üblen Ruf gegeben. Die Bevölkerung von Dachau hatte in der Mehrzahl nichts damit zu tun und hat für uns Häftlinge in all den Jahren sehr viel Gutes getan. Natürlich mußte alles heimlich geschehen. Trotz aller Schikanen ließen die Dachauer es sich nicht nehmen, den Männern heimlich zu helfen, die. durch ein Kommando aus dem Lager, sei es in die Stadt Dachau selbst oder in die Nähe kamen. Im Jahre 1944 haben Häftlinge im Januar in Dachau den Schnee von den Straßen wegschaufeln müssen. Frauen, die dies sahen, brachten den Männern Brot. Der Bürgermeister, dem dieses mitgeteilt wurde, bestrafte die Frauen mit 20 RM. Er begründete das mit dem Bemerken:Wie

kann man den Häftlingen Brot geben! Das sind doch alles Verbrecher, die aus der Volksgemeinschaft ausgestoßen sind.-

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