Ein Freund von mir, ein Konsemester, hatte mein erstes Stück, ein Kammerspiel ,, Ole betrog", an den Bo­ chumer Intendanten geschickt, ohne daß ich etwas davon wußte. Plötzlich bekam ich einen Brief des Intendanten, er wolle dieses Stück aufführen. Ich erschrak sehr. Ich ging einen Abend lang an der Bonner Rheinpromenade auf und ab, ich war 23 Jahre alt. Dann schrieb ich ihm, das Stück sei noch nicht reif, es solle nicht aufgeführt wer­den. Ich bekam es mit bedauernden Worten zurück.

Aus einem Kassiber:

Moabit , 21. 7. 43

"..

.. Ach, wie wir damals ins Kornfeld gingen, wie wir noblen Wein tranken, wie wir nachmittags schliefen, d. h. ich las und sah dir beim Schlafen zu, mit ganz leichten, leisen Blicken, um dich nicht zu stören. Es ist so ergrei­fend, einen Menschen, den man liebt, schlafen zu sehen, mit der klaren Glätte des Schlafs auf der reinen Stirn und den Mund rot und noch mädchenhaft. Du schläfst ganz lautlos, man hört keinen Atemzug, es ist fast beängstigend. Du bist so weit weg dann und ein wenig vertieft in die Ewigkeit. Einmal zuckte deine Hand, die neben dem Ge­sicht lag ein wenig. Ich hatte dich sehr lieb, auf eine sehr ehrfürchtige und unschuldige Art. Und dann die großen Stunden unserer Ehe, unsere unbeschreiblich schönen Feste der zwei Herzen, wenn wir nichts sind als ,, einan­

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