Im Nationalmuseum in Neapel sah ich ein Stück Brot, zweitausend Jahre alt, faustgroß, halb verkohlt und grau, steinhart. Es war in Pompeji gefunden worden. Auch ein kleines Gefäß mit einem Stück Bernstein darin war dort, nur milchiger, rissig und schimmernd. Es war zweitau­sendjähriger Wein.

Brot und Wein lagen hier, davon lebten sie, die die Tunika trugen, zur Zeit des Tibull und Seneca . Das Brot war abgebrochen, der Wein halb ausgetrunken, der Vesuv unterbrach damals die Mahlzeit. Es ist bis heute unter­brochen, das Mahl von Pompeji . Vor uns liegt, was übrig blieb, als man damals ein wenig starb, Brot und Wein: die Schauer von zwei Jahrtausenden stehen aus ihnen auf und wehen uns kühl und geheimnisvoll an, uns späte En­kel, die Brot essen und Wein trinken wie damals...

Nachdem H. mich wochenlang genau geprüft und ich meine Zustimmung gegeben hatte ,,, mir das mal an­zusehn", lud er mich eines Abends in seine Wohnung ein. Hier saß ein kleiner, dunkelhaariger Mann mit Brille, eines jener intelligenten Arbeitergesichter aus dem Ruhr­ gebiet , der Walter genannt wurde, und Kurt, ein junges, helles Künstlergesicht mit kurzen, blonden Haaren und einem gewissen reinen Fanatismus in den Augen.

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