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25. Januar 1941 HEINRICH B., EIN junger Pfarrer der evangelischen Bekenntniskirche, wurde vor einigen Tagen vom Block- führer beim Lesen des Neuen Testamentes erwischt.
Nach den üblichen Beschimpfungen und wilden Gottes-
lästerungen— der Sprachschatz unserer„Block- würste” scheint überwiegend Worte zu umfassen, die
halbwegs kultivierte Europäer nicht auf die Dreck-
schippe nehmen— wurde das„schlechte Judenbuch” konfisziert, der Sünder dem„Eisernen” zur Meldung gebracht. Zehn Stockhiebe sollen ihm ausgezahlt wer- den. Dabei kann H. B. von Glück sprechen. Pfahl-
hängen mit auf dem Rücken gekreuzten Armen ist
zeige sehr viel peinlicher und von mehr nachhaltiger Wir- kung. Zu einer halben, einer ganzen, ja selbst zu zwei und drei Stunden Pfahlhängen werden zuweilen Häftlinge verurteilt. Den unglücklichen Opfern werden dabei die Gelenke ausgerissen. Wochen- und monatelang ‘ liegen sie nach dieser Prozedur im Krankenbau. Nachts hört man häufig ihre schneidenden, jähen, grellen Klagetöne... Heute sah ich zum ersten Male Martin Niemöller , den U-Bootkommandanten des Weltkrieges und nach-
maligen mutigen Pfarrer der Bekenntnisfront.
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