Sechzehntes Kapitel
Am Tage der Freiheit
Du armer Irrer! Hast du denn tatsächlich geglaubt, daß man dich retten will? Hast, du denn nicht gesehen, daß nur gut uniformierte, mit Schwimmgürtel versehene SS -Leute aufgefischt wurden? Hast du tatsächlich geglaubt, daß es auf dieser Welt auch noch Menschen gibt?
Es wird ‚Zeit,. daß du die Segel streichst. Mit Illusionen bist du vor 11 Jahren ins Zuchthaus gewandert. Und mit Illusionen schwimmst du heute noch in der Ostsee . Packe ein, mein Freund, du scheinst nichts zu taugen für dieses Leben.
Die Schaluppe hat sich in Bewegung gesetzt. Eng ge- drängte Gestalten verteidigen ihr Rettungsboot gegen alle Angriffe. Keiner kann sich nähern, ohne rücksichtslos mit Rudern und Knüppeln niedergeschlagen zu werden.
Die Schaluppe\ steuert kerzengerade auf mich zu. In zehn Minuten hat sie mich erreicht. Die Schiffsspitze streicht an meinem rechten Arm vorbei, herabbaumelnde Beine treten gegen meinen Kopf. Aber die Ruder und die Stangen sind zu lang, um mich treffen zu können.
Ich blicke nach oben. Harte mitleidslose Gesichter, bedacht auf ihr eigenes Leben, bedacht, mıch mit Gewalt unter das Wasser zu drücken, wenn ich den Versuch machen sollte, mich an das Schiff anzuklammern.
Fremde Gesichter. Feindliche Gesichter. Und dann ein bekanntes dazwischen.
„Mischka, Mischka, kennst du mich nicht?”


