waren Menschen aus allen Berufen und Schichten, Arbeiter, Beamte, Hand­werker, Professoren und Studenten.

Fast ein Jahr, 11 Monate, bis zur Aburteilung der Verhafteten, wartete ich auf meine Verhaftung. Dann las ich das Urteil in der Zeitung. Schreck wurde zu zehn Jahren Zuchthaus, seine Frau zu zwei Jahren Gefängnis und die übrigen Angeklagten zu geringeren Zuchthaus- und Gefängnisstrafen verurteilt.

Nun erst atmete ich auf. Der bittere Kelch einer Verhaftung war dies­mal noch an mir vorübergegangen. Das hatte ich nur der tapferen Haltung der beiden Schrecks zu danken. Denn inzwischen hatte ich erfahren, daß ich mehrere Male beim Betreten des Schreckschen Hauses in Kahla foto­grafiert worden war. Außerdem waren mehrere Angeklagte in einem Kreuz­verhör über mich vernommen worden. Zum Glück war ich nicht allen be­kannt und die mich kannten, waren politisch und charakterlich so stark, mich nicht zu verraten.

Trotz dieser ersten Warnung, die mir das Schicksal erteilt hatte, ließ ich nicht ab, gegen Hitler zu arbeiten. Wo sich mir eine Gelegenheit bot, brachte ich meine Gegnerschaft gegen Hitler zum Ausdruck oder diskutierte leiden­schaftlich gegen die Hitlerschen Irrlehren. Ich grüßte grundsätzlich, auch bei den Behörden und Parteidienststellen, nicht mit ,, Heil Hitler " und spen­dete nichts, wenn die Bettler herumliefen mit rasselnden Büchsen und voll­geschriebenen Listen. Geschäfte, deren Inhaber oder Personal mich mit dem ,, Deutschen Gruß" begrüßten, verließ ich sofort ostentativ mit einem ,, Guten Tag", ohne meine Einkäufe gemacht zu haben. Auch weigerte ich mich, wenn bei den vielen festlichen Gelegenheiten Jena in einem Flaggen­meer wogte, eine Fahne aus meiner Wohnung zu hängen.

Meine Frau stand mir in allem treu zur Seite. Ihre Haltung war meist so herausfordernd, daß ich oft Mühe hatte, dem Verhängnis zu entgehen. Nicht immer aus Vernunft, sondern aus ehrlichster innerer Ueberzeugung haben wir geglaubt, so und nicht anders handeln zu müssen.

Hätten die vielen Millionen Menschen, die aus Vernunft, aus Ueberzeugung, aus ihrem Glauben oder aus anderen Gründen Gegner des National­sozialismus waren, ähnlich oder ebenso gehandelt wie wir und ihre Gegner­schaft offen zum Ausdruck gebracht, man würde heute dem deutschen Volke nicht den Vorwurf der Feigheit und Bequemlichkeit machen können. Hitler hätte niemals eine so ungeheure Macht erlangen können, wenn sich seine Gegner schon in den kleinen Dingen des Alltags bewußt gegen ihn gestellt hätten, und wäre es auch nur durch passive Resistenz gewesen. Der Deutsche Gruẞ" war, außer bei den Behörden, freiwillig. Das Hissen von Fahnen war freiwillig, die Spenden waren freiwillig. Wenn diese Freiwilligkeit auch unter Terror und Druck stand, man durfte es bei charaktervollen, bewußten und intelligenten Menschen als eine selbst­verständliche Pflicht voraussetzen, sich diesem Terror nicht zu beugen.

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