Häftlinge drehten sich zu mir um:sei still, dein Schreien ist nicht zu ertragen!

Ich aber ließ mich nicht beruhigen und schrie, schrie, bis den ganzen Keller Raserei überfiel, der ganze Keller heulte und schrie mit.

Wie unter magischem Zwang stürzte die SS nach oben und holte die Kranken und das Pflegepersonal herunter: über sechzig Häftlinge.

Die Erde bebte, das Licht erlosch. Es wurde voll- kommen finster. Steine prasselten, Frauen heulten auf, Stimmen beteten in allen Sprachen.

Dann: wie aus weiter Ferne blinkte ein Licht. Aus dem Keller der Aufseherinnen. Es schwankte einige Male hin und her. Winkte es?

Meine Kameradinnen stürzten in Richtung des Lichtes. Wir hatten uns an der Hand, gefaßt, um uns nicht zu verlieren. Sie zogen mich mit, aber ich zögerte. Warum sollte es dort besser, sicherer

sein als hier? Gewiß, es war näher zum Aus- gang....

Wieder bebte das Gebäude, wieder fielen Steine herab. Die Kellerdecke brach teilweise ein. Ich sprang zurück, zurück in meine schützende Ecke und hatte die Kameraden verloren. Verloren für immer.

Ich stand und wartete. Dunkel. Stöhnen, Beten. Aber größer als jedes Geräusch: eine unendliche Stille.

Es war nötig, etwas zu tun. Was? Einen Aus- gang suchen! Rechts mußte noch ein großer Keller sein. Dieser Keller lag an der Straße. Er mußte einen Ausgang haben. Ich tastete mich im Dunkel vor, kletterte über Maschinen, suchte, kletterte. Kein Ausweg zu finden. Langsam kehrte ich zu meinem Platz zurück.

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