fast. Wir brauchten Bücher, gute, wertvolle Bücher. Aus ihrem vollen Bücherschrank sollten sie uns etwas schicken.

Gelegentlich war etwas Brot von ihnen gekommen und alte Strümpfe. Nie kamen Bücher. Sie fürch­teten um die Einbände ihrer guten Bücher. Es wäre doch schade um sie gewesen!

Ich hatte begriffen und hatte gewußt: diese Bücher, in den Händen von Menschen, die den Kulturhunger der anderen nicht verstehen, diese Bücher, entweiht durch engherzige Besitzer, wür­den, mußten sich ihnen entziehen, sie würden ver­nichtet werden.

Und jetzt verbrannten sie. Es war gut, daß sie verbrannten. Dort, wo die Flammen am höchsten emporstiegen, dort ungefähr lag die Wohnung. Es geschah, was geschehen mußte. Der Wind strich über mein Gesicht, kühler, brandgeschwängerter Wind. Ich liebte diesen Wind, ich liebte die Flammen. Ich wußte, daß Wind und Flammen Tod brachten, aber ich konnte nicht anders, ich mußte sie lieben mit einer wilden, glühenden Leidenschaft.

Aus ferner Unwirklichkeit trat etwas an mich heran, ganz dicht, machte mich erzittern in hin­gebender, begehrender Seligkeit: Freiheit.

Ich schlief ein in Erwartung...

Als in dieser Nacht zum zweiten Male die Sirenen ertönten, da wußte ich: jetzt....

Hastig drängten wir die viel zu engen Treppen hinunter. In einer Ecke standen wir und fühlten das Beben, das Zittern der Erde.

Plötzlich fing ich an zu schreien. Ich hatte nicht den Plan gehabt, es zu tun, es war einfach über mich gekommen mit durchdringender, grausiger Stimme schrie ich: ,, Unsere Kranken sind oben ein­geschlossen. Oben, unter dem Dach.".

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