Quarantäne bedeutet Tod war meine Meinung. Wir traten mit zuverlässigen Zivilisten in Verbin­dung. Sie versprachen, uns Zivilkleidung zu brin­gen und bei der Flucht zu helfen.

Draußen fuhren bereits getarnte Züge. Noch hör­ten wir keinen Geschützdonner. Aber wir wußten: die Front rückt näher. Es war ein Wettlauf zwischen Tod und Leben. Wer würde schneller sein?

Fliegeralarm!

Am 13. Februar abends gingen die Sirenen. Ich stand zusammen mit den Sloweninnen in einer Ecke des Kellers, in einer Ecke, die wir uns aus­gesucht hatten, weil sie uns besonders sicher schien. Die Erde bebte, tanzte. Dumpfes Dröhnen drang zu uns herein. Gerüchte gingen: das Gebäude sei ge­troffen! In die Erregung hinein: Entwarnung. Wir kamen aus dem Keller heraus. Frische Luft schlug uns entgegen und Helle, viel stärker als das trübe elektrische Licht. Dresden brannte, mit riesigen, leuchtenden Flammen. Die Fenster der Fabrik waren geborsten. Die Verdunklung gerissen.

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Meine Lungen sogen die kühle Luft ein. Gierig folgten meine Augen dem ekstatischen Spiele der Flammen.

Dort, neben dem Hauptbahnhof, schlugen riesige gelbe Flammen, zwanzig, dreißig, vierzig Meter hoch in den Himmel. Dort war ein gewaltiges Feuer.

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Dort wohnten Bekannte von mir. Ich hatte ihnen aus dem Lager heimlich Botschaft zugehen lassen: mitten daß wir am Verhungern seien, daß wir im Winter ohne Strümpfe gingen. Tag und Nacht lebten wir im grauen Fabrikgebäude mit Mattglas­fenstern. Monatelang hatten wir den Himmel nicht mehr gesehen. Hier seien Menschen, hungernd nach Kultur, nach Leben, nach Eindrücken, verhungernd

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