SS-Mann und Aufseherin beschafften sich Stroh. Nächtlicherweise gaben sie sich vor 50„sachver- ständigen‘ Frauen den Freuden der Liebe hin. Eine erstaunliche Leistung!
Im übrigen sorgte„unser”' SS-Mann für uns: als wir bei Berlin einen längeren Aufenthalt hatten, plünderte er, gemeinsam mit Eisenbahnern, einen Waggon Äpfel und einen Waggon Weißkohl, so daß wir nicht ganz durstig und hungrig blieben.
Eines Nachts, auf einem unbekannten Bahnhof, gab es Fliegeralarm. Die SS verließ die Waggons und schloß sie von außen ab. Posten mit Maschinen- gewehren wurden aufgestellt. Die übrigen SS -Leute zogen sich in einen Luftschutzkeller zurück. In den Waggons brach Panik aus. Die Leute kratzten und bissen sich gegenseitig, in namenlosem Grauen, vor i Haß gegen ihre nicht erreichbaren Peiniger, in einem Anfall von Irrsinn..
Ich versuchte, in Dresden Lagerälteste zu wer- den. Ohne Erfolg. Einige Kriminelle, die in Ausch- witz ihren„letzten Schliff erhalten hatten, fanden die uneingeschränkte Gunst der Aufseherinnen, Ihr Terror-Regime begann.
Wir waren 700 Frauen. Unter uns waren auch einige Ausländerinnen, vor allem: eine Gruppe slowenischer Partisanen. Mit ihnen hatten mich ihre Ravensbrücker Kameraden bekannt gemacht.
Wir wohnten im 3. und 4. Stock eines großen Fabrikgebäudes und arbeiteten in den unteren Stock- werken. In vier Monaten kamen wir nicht ins Freie. Unser Leben spielte sich in dem Gebäude ab. Wir machten Motorenteile. Ich gehörte zur Revisions-
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