eine Bettkarte und kam in den Krankenblock. In einem schmalen Bett lag ich hier mit einer ernst­haft Durchfallkranken zusammen.

Nach einigen Tagen wurde ich aus dem Kranken­block entlassen. Ich blieb im Lager, um die nächste Gelegenheit, auf Transport zu gehen, abzupassen.

Neue Schrecken

In diesen Wochen kamen Tausende und aber Tausende von Häftlingen neu ins Lager. Oft lagen sie tage- und nächtelang auf der Lagerstraße, in Hitze, Kälte und Regen, ehe die Zugangsformalitäten erledigt waren. Es kamen die Einwohner ganzer Ortschaften, ganzer Städte: Frauen, Greisinnen, Kin­der beiderlei Geschlechts und Säuglinge. Man nahm ihre Privatkleidung ab. Man gab ihnen dafür ein Hemd, ein dünnes Kleid und ein Paar Holzschuhe, mit denen niemand gehen konnte, ohne sich in weni­gen Stunden die Füße aufzureißen. Es war bereits Oktober. Wenn wir früh um 4 Uhr zum Appell an­traten, war es bitter kalt. Die Neuen aber mußten stehen, ohne Hosen, ohne Strümpfe.

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Auch bei uns waren inzwischen die Tagesräume mit Betten vollgestellt. Auch bei uns lagen zwei Leute in einem Bett. Grauenhaft aber war es in den hinteren Blocks: in manchen kamen auf zehn Leute nur zwei Betten, Betten ohne Stroh, ohne Decken.

Das Grausigste von allem aber war das ,, Zelt". In ihm wurden einige tausend Leute untergebracht. Im Zelt gab es keine Stühle, keine Tische, keine Betten. Die Menschen kauerten auf der nackten Erde. An einem Ende des Zeltes waren Gruben aus­gehoben. In diese offenen Gruben erledigten die Frauen ihre Notdurft. Die Gruben liefen über. Der Kot befeuchtete den Boden des Zeltes, mischte sich

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