Mauthausen . Auch er brauchte sie, wenn er wiederkam!

Eine andere würde die Listen an ihrer Stelle schreiben! Es würden dann vielleicht mehr Poli­tische und weniger Kriminelle und Asoziale auf die Liste gesetzt werden.

So schrieb sie die Listen. Bei jedem Namen zögernd. Immer wieder überlegend: Können wir hinter dem Rücken der SS hier nicht ,, austauschen"? Ein teuflisches Geschäft!

Pauline G., eine alte Sozialdemokratin, eine tapfere, gütige Frau, fragte mich: ,, Rita, sage mir die Wahrheit! Stehe ich auf der Liste? Der Arzt hat meinen Namen aufgeschrieben.... Ich möchte, ich muß die Wahrheit wissen! Belüge mich nicht!" Ich versicherte ihr, daß sie sich irre. Ich wüßte es genau, sie stände nicht auf der Liste. Sie glaubte mir nicht.

Sie wollte ihre beiden Töchter, deutsche Lehre­rinnen ,,, hintenherum" verständigen. Sie sollten wenigstens wissen, wie ihre Mutter ums Leben käme.

Ich schwor ihr, daß sie sich irre. Ich preẞte ihre Hände. Sie glaubte mir halb.

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Endlich war ich allein. Ich hätte mich nicht mehr lange beherrschen gekonnt: Ja, sie stand auf der Liste. Ich hatte sie belogen. Ich durfte ihr nicht die Wahrheit sagen!

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Ich war bei Ilse. ,, Du mußt Pauline streichen durch eine Asoziale ersetzen! Du mußt es!" Pauline wurde gestrichen. Sie hat das Lager trotz ihrer Krampfadern überlebt.- Krampfadern machten nach den Auffassungen der SS einen Häftling lebens­

unwert.

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