Antreibermethoden und Sabotage

Die Belgierin und ich machten wöchentlich für unsere Baracke die ,, Lohnabrechnung". Nicht etwa, daß die Häftlinge Lohn bekommen hätten! Aber jede Arbeit, die sie erhielten, wurde ihnen zu Akkord­preisen verrechnet. Am Ende der Woche wurde dann festgestellt, wie hoch der durchschnittliche Stundenverdienst gewesen sei. Jeder Häftling, der an der Maschine arbeitete, hatte eine Karte. Auf Millimeterpapier wurde dort eine Kurve der Ent­wicklung der Stundenverdienste eingetragen. Wehe dem Häftling, dessen Leistung nachließ. Wehe dem Häftling, der nicht die durchschnittliche Leistung erreichte. Beschimpfungen, Drohungen waren der Auftakt. Nacharbeit( über die elfte Arbeitsstunde hinaus) war die zweite Stufe der Drangsalierung. Ohrfeigen durch die Aufseherinnen würzten die Auseinandersetzung. Wenn alles nichts half, er­folgte eine Meldung an das Lager: wegen Arbeits­verweigerung oder wegen Arbeitssabotage. Die Häftlinge kamen dann für einige Zeit in den Bunker oder auf Jahre in den Strafblock. Es konnte auch sein, daß ihnen zur Strafe die Kopfhaare abrasiert wurden, daß sie Kostabzug, Strafestehen oder Stock­hiebe erhielten.

Wir frisierten die Kurven: nach oben oder nach unten. Je nachdem es gebraucht wurde. Politisch zuverlässige Häftlinge informierten wir, wenn sie mehr als unbedingt notwendig war arbeiteten: Tempo verlangsamen.

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Wir machten ohne Auftrag und für uns sätzliche Statistiken: wir errechneten den Baracken­durchschnitt. Wir berechneten die Gesamtleistung, und wir berechneten die Durchschnittsleistung je Kopf. Und wir stellten mit Befriedigung fest, daß diese Durchschnittsleistung, nicht zuletzt dank unserer Einmischung, ständig sank.

5 Eiserne Ferse

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