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Weil wir Bürohäftlinge löblichen Eifer zeigten, erhielten wir„Prämien“. Die Prämien bestanden in Lagergeld und betrugen bis zu 4,— Mark je Woche. Für diese Prämien konnte man Briefmarken, Salz, gelegentlich auch einmal Rote-Rüben-Salat oder ähnliches kaufen.
Auch die Maschinenarbeiterinnen erhielten Prä- mien, soweit sie einen überdurchschnittlichen Stundenverdienst erreicht hatten. Wir waren daran interessiert, daß keine Maschinenarbeiterin sich um dieser Geldprämien willen anstrengte. Daher ver- teilten wir an diejenigen Maschinenarbeiterinnen, die kein eigenes Geld hatten, unsere Prämien. Die Verteilung des Geldes vollzog sich, ohne daß wir uns auch nur von unseren Plätzen rührten. Für jede Arbeiterreihe war ein Häftling„verantwortlich”, er gab uns eine Aufstellung, wieviel Arbeiterinnen Geld brauchten. Entsprechend dieser Aufstellung erhielt der„verantwortliche” Häftling Geldscheine ausgehändigt, die er dann verteilte.
In unserer Baracke arbeiteten viele junge Russin- nen. Kinder von 15, 16 Jahren. Die meisten von ihnen arbeiteten gut und viel. Nachdem ich mich über den Sprachunterricht und durch kleine Hilfe- leistungen und Ratschläge mit ihnen angefreundet hatte, wandte ich mich an ein charakterlich sehr ordentliches Mädchen, eine wahre„Stachanow- Arbeiterin". Ich fragte sie, ob sie wisse, wofür die von ihr gewickelten Spulen Verwendung fänden? Für Nachrichtengeräte, erklärte ich ihr. Durch diese Spulen gingen z. B. auch die Anweisungen zum Richten der Geschütze auf russische Stellungen, zum Abschuß der Granaten.
Das Gespräch dauerte zwei Minuten. Es genügte.
Das Mädchen sprach mit den anderen. Die besten russischen Arbeiterinnen fielen von jetzt ab aus.
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