List, Anstrengung und unter Einsatz deiner letzten Reserven. Du darfst dich nicht gehen lassen!"

Teilnahmslos, aber pflichttreu, setzte ich den Kampf um mein Leben fort.

Unter Anwendung gewagter Mittel gelang es mir zusammen mit einer Kameradin, Ilse, aus der Transportkolonne herauszukommen. Gerade noch zur rechten Zeit. Wir waren bereits soweit ,, fertig", daß unsere Darmmuskeln nicht mehr funktionierten, daß wir uns ständig beschmutzten. Die Kameradin war soweit geschwächt, daß sie täglich stundenlang ohnmächtig war. Es gelang uns, unter Anwendung von List und Überredungskunst, in einen besseren Block zu kommen. Damit verbesserten sich unsere Lebensbedingungen.

Landarbeit

Ich fand Arbeit in einer landwirtschaftlichen Kolonne. Die Kolonne bestand aus Zigeunern, Asozialen, Kriminellen und einigen Liebessünde­rinnen. Die anderen waren Landarbeit gewöhnt und jünger als ich. Es wurde in Akkord gearbeitet. Morgens fuhr uns der Trecker durch den bunten Laubwald zu unserer Arbeitsstelle. Wir froren in unseren dünnen Kleidern. Wir waren müde. Und trotzdem nahm ich die Schönheit auf, mit seltsamer, schmerzlicher Gier.

Bei Arbeitsbeginn, gegen Ende des Herbstes, riẞ man sich die Hände an der gefrorenen Erde blutig. Man merkte es kaum. Mußte man doch mit­kommen. Man wollte mitkommen, um jeden Preis.

Der Gutsbesitzer lieferte uns ein Mittagessen, zwei Liter dicke Kartoffelsuppe. Erreichten wir ein gewisses ,, Soll", so gab es abends noch zwölf große heiße Pellkartoffeln. Wir stahlen, WO wir nur stehlen konnten. Rohe Kartoffeln, Futterrüben, Zuckerüben, Mohrrüben, Äpfel, alles, was uns in

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