Die Aufseherin, eine gepflegte junge Frau, koket­tierte mit dem Feldwebel, der die Arbeiten leitete, mit Wachmannschaften benachbart arbeitender

Sie

Männerkolonnen, mit jedem ,, deutschen Manne", der in die Nähe unserer Arbeitsstelle kam. spielte mit einem Kaninchen, war mit ihm zärtlich und schikanierte uns.

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Furchtbar war der Hunger. Nicht, daß er ,, weh tat". Aber er machte müde, kraftlos. Wir aber mußten Lasten schleppen, Stunden um Stunden, Tag für Tag, Woche für Woche. Wir hatten keine Kraft mehr. Es tat weh, die Hand zu heben, es war eine Strapaze, die Beine zu bewegen. Jeder versuchte, sich wenigstens für Minuten zu drücken, sich einmal zu setzen, einen Schlupfwinkel zu finden, an dem er nicht beobachtet wurde. Um diese Schlupfwinkel herrschte Zank und Streit.

Der Anweisungshäftling verschob einen Teil unse­res unzureichenden Essens: Schweine und Geflügel eines Zivilarbeiters wurden von unserem Essen mitgefüttert. Aufseherin und Anweisungshäftling wurden dafür mit Gänsebråten und Speck ent­schädigt.

Das war Ravensbrück .

Ich fühlte meine Kräfte abnehmen. Zum Hunger, zur schweren Arbeit kamen der Herbstregen, die Kälte. Ich kalkulierte: zwei Monate werde ich viel­Die leicht noch aushalten. Viel länger nicht. Chance zu überleben war gering.

Wollte ich eigentlich noch überleben? Mir war es gleichgültig. Wie töricht die Menschen doch sind, sich um ihr bißchen Leben aufzuregen!

Mein Verstand war wach. ,, Du bist ein wertvoller Mensch. Du bist mehr: Du bist Revolutionär. Dein Leben ist nicht deine Privatsache. Du darfst es nicht erlöschen lassen. Deine Pflicht ist es, um dein Leben zu kämpfen. Mit allen Mitteln. Auch mit zweifelhaften Mitteln. Unter Anwendung von

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