vergast werden! Sie ging ins Revier, um zu versuchen, eine Berichtigung dieses ,, Irrtums" zu erreichen. Der Arzt lachte sie aus.
,, Hier muß etwas geschehen!" versprach ich ihr. Ich lief von Block zu Block, ich sprach mit allen ,, maßgebenden" Häftlingen. Sie zuckten die Achseln. ,, Da ist nichts zu machen!" Sie verstanden meine Aufregungen nicht mehr!
Einige Zeit später kam der ganze ,, Juden- Block" nach Auschwitz . Eine holländische jüdische Studentin, die mit diesem Transport in den Tod ging, hatte ich näher kennengelernt. Ein kluges, schönes und mutiges Mädchen. Daß ihr Vater in Sachsenhausen umgebracht worden war, hatte sie erfahren. Ob ihr Verlobter noch lebte, wußte sie nicht. Sie trug den Kopf hoch, zeigte ein heiteres Gesicht und bemühte sich, unter den jüdischen Frauen Disziplin und Haltung zu erreichen. Sie wußte, daß sie einen grausigen Tod sterben, daß sie ermordet werden würde. Ich habe sie nie nervös, nie verzagt, nie um ihr Schicksal besorgt gesehen.
,, Luftmuna"
Ich arbeitete in einer Transportkolonne, von 6 Uhr früh bis 6 Uhr abends- mit einer Stunde Mittagpause trugen wir Lasten: Geschoßkästen, Bretter, Balken, je nachdem. Sonntag und Alltag. Waren Waggons zu entladen, so steigerte das Tempo sich zur Raserei. Die Entladung war nicht richtig organisiert. Die Aufseherin und der Anweisungshäftling hetzten. Der Wachhund, durch Lärm und Schimpfen nervös geworden, knurrte. Die Häftlinge verletzten sich gegenseitig bei den Entladearbeiten. Jeder versuchte, sich davor zu drücken, an den gefährlichen Stellen zu arbeiten. Wir beschimpften uns. Einer war der Feind des anderen.
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